Die heutige Mission ist wieder einmal einer nordischen Band einen Schritt weit bei ihrem Einzug in europäische Gefilde zu unterstützen, denn das Album ‚Tenant’ wurde bisher leider nur in Skandinavien veröffentlicht, wo Lowe sich seither bereits eine große Fangemeinde erspielt haben. Auch wurden sie bei den alljährlichen Scandinavien Alternative Music Awards mit einem Preis als beste Newcomer bedacht, so dass es nicht schaden kann zu prüfen, was denn nun hinter Lowe steckt. Um gleich eine Überlegung zu dementieren: nein, die beiden haben nichts mit den Pet Shop Boys (Neil Tenant und Chris Lowe) zu tun, das Ganze ist nur ein bewusst gewähltes Wortspiel. Stattdessen verbergen sich hinter Lowe drei Jungs aus Schweden, die alle drei musikalisch ‚vorbelastet’ sind. Leo und Rickard sind auch Mitglieder bei Statemachine, die wesentlich elektronischer orientiertere Musik beim wohlbekannten schwedischen Subspace Label veröffentlichen und Mehdi, ursprünglich aus dem Iran, hat angeblich auch einen musikalisch bekannten Cousin. Gitarrenunterstützter Elektropop ist es, was hier in elf Songs geboten wird. Dies gibt es schon in anderen Variationen, das ist richtig, aber was ist heute schon noch vollkommen neu? Überzeugend bei Lowe sind das Songwriting, die Produktion und die Stimme, also praktisch alles. Absolutes Highlight dabei ist die augenblickliche Single ‚Simplicity’, die ich bis zum Jahresende auf Endlosschleife hören könnte ohne bereits nach zwei Wochen aus Verzweiflung mit den Fingernägeln die Tapeten von den Wänden zu kratzen. Und solche Songs gibt es nicht viele! Ok, der Remix von Hakan Lidbo setzt im Vergleich zur Album-Version noch einen drauf, aber das ist noch eine ganz andere Geschichte für eine weitere Rezension. Vor Kraft strotzende Synthie-Riffs, eine unwiderstehliche Melodie und Gitarrenbegleitung sind nicht nur bei ‚Simplicity’ zu finden sondern auch bei der letzten Single aus dem Album ‚Hear me out’ oder bei ‚Move on’, einem guten Favoriten für eine fünfte (!) Single. Etwas ruhiger weisen ‚The Vanishing’ und ‚Down the Waterline’ Parallelen zu dem auf, was und A-Ha nach Ihrem Comeback musikalisch dargeboten haben. Dabei sind aus meiner Sicht die Vocals bei Lowe denen von Morten Harket eindeutig vorzuziehen. Damit dieser Vergleich nicht falsch verstanden wird: Insgesamt sind die Ähnlichkeiten, wenn diese überhaupt Sinn machen, eher zwischen den Synthpoppern wie De/Vision oder Camouflage und Gitarrenbands a la Kent zu suchen. Lowe werden sicherlich noch einiges von sich hören lassen, denn dieses Album hebt sich doch positiv von vielem ab, was in den letzten Monaten veröffentlicht wurde. Und das über die gesamten elf Songs, was die Sache noch viel aufregender macht. Reinhören auf der Homepage ist also Pflicht!