Über Jahre musste man sich mit einem guten Dutzend Songs zufrieden geben, wenn man die Musik von Lowe in sein Herz geschlossen hat. Zwar konnte der geneigte Fan seine Sammelleidenschaft mit einer 2CD-Eastern-Edition des Albums, einem 2CD-Remix Album und fünf ausgekoppeltem Singles ausleben, irgendwann sind dann aber eben doch frische Töne und Melodien notwendig. Ein neues Album soll genau diese liefern. ‚A 1000 Miles’ als Download-Only Single strahlte bereits die Gewissheit aus, dass Lowe sich nicht aus irgendwelchen Gründen um 180° gedreht haben, sondern auch mit dem neuen Werk an ihrer Mischung aus Gitarren und Synthesizer festhalten. Die Band sieht jeden der zehn Songs des neuen Albums als gleichwertig für einen Single-Release geeignet, mir fallen da hingegen schon Favouriten ein. Einen Wiedererkennungswert wie ‚A 1000 Miles’ haben nur wenige der zehn Titel, ‚Now that I’ve tasted you’ gehört auf jeden Fall dazu: kraftvoll marschiert ein gradliniger Beat zu gut gewählten Samples und Gesang, der dort anschließt wo das wohl beste Camouflage-Album, ‚Sensor’, aufhört. Sehr Wave-lastig mit Cure-entliehenen Bassgitarren gehört auch ‚Berlin Night Express’ zur ersten Liga. Schön, dass auf ‚Kino International’ eindeutig die schnelleren Songs besonders gefallen, denn oft sind es ja die etwas einfacher zu schreibenden Balladen, auf die eine Band ihren Ruf stützt. Mit ‚Dice Roller’ ist eine Coverversion der schwedischen Kollegen von Universal Poplab enthalten, die leider imho nicht mit dem leicht-schwebeden Original mithalten kann. Da ist ‚Sirens Calling’ mit einer Mauer aus tiefen Klavieranschlägen schon die bessere Ballade: melancholisch, dramatisch und damit schwer beeindruckend; beeindruckend wie auch ‚A Room With A View’, das ähnlich schwermütig mit stellenweise zerbrechlichem Gesang die hier besonders gute Instrumentierung unterstützt. Und wo wir gerade bei Universal Poplab waren: ‚Freefall’ hätte auch von denen sein können. Sehr pop-driven mit harmonisch übergreifenden Akkorden im Refrain gibt’s hier offensichtliche Parallelen, wobei die Gitarre die notwendige Differenzierung leicht möglich macht. ‚Kino International’ ist, wie nicht anders zu erwarten war, ein sehr angenehmes Album geworden, das durch eine gute Produktion glänzt, sich allerdings von den Melodien und der dynamischen Ausrichtung noch etwas mehr an ‚Now that I’ve tasted you’ hätte ausrichten können. Und genau bzgl. dieses Titels bin ich gespannt, ob potenzielle Remixes von den Mobile Homes oder vielleicht auch mal Spetsnaz ein kleines Wunder bescheren können, wie dies Hakan Lidbo beim ersten Album mit ‚Simplicity’ geschafft hat.