Es ist noch gar nicht lange her als meine Freundin zu mir kam und sagte, sie hätte im Musikfernsehn wieder neues „Emo-Zeugs“ entdeckt, eine Band namens Lovex. Ob die Frage, was Emo ist, jemand ausschöpfend diskutiert sein wird, steht in den Sternen. Und da jede Band abstreitet, „Emo“ zu spielen, wollen wir uns von diesem Begriff lösen und sehen, was da aus Finnland herüber geschwappt ist. Lovex bestehen aus sechs Mitgliedern, verteilt auf Gesang, zwei Gitarren, Keyboard, Bass und Schlagzeug und spielen eine Musik die mich spontan an Hard-Rock denken lässt. Harte Gitarren, melodiöse Keyboards und dazu ein treibendes aber nicht hecktisches Schlagzeug lassen schnell Begeisterung entstehen. Zur aktuellen Geschichte der Band sei noch ihre Teilnahme am finnischen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest erwähnt. Mit dem Titelsong der aktuellenMaxi-CD „Anyone Anymore“ traten sie an und kamen auf den dritten Platz. In Ihrer skandinavischen Heimat sind die schon keine Insidertipps mehr und fangen auch an sich in Deutschland einen Namen zu machen. Kürzlich waren sie erst in unserem Lande für sechs Konzerte als Vorgruppe von LaFee zu bewundern. Ob die Tatsache, dass sie sich mit LaFee eine Bühne teilten Rückschlüsse auf ihre musikalische Qualität zulässt, möchte ich an dieser Stelle erstmal nicht kommentieren. Hier soll es nun weiterhin nur um die Musik von Lovex gehen und die Maxi-CD gibt auch genügend Potential ausführlich darüber zu schreiben, da sie gleich fünf Stücke für den geneigten Hörer bereit hält. Sie beginnt mit dem namensgebenden Song „Anyone Anymore“ der schnell losstürmt mit harten Gitarrenbrettern, epischen Keyboards und versucht sich zu einem hymnischen Refrain hochzuschrauben um dann wieder in einer melodiösen Keyboardpassage überzugehen. Und so begleitet uns der Song 3:23 Minuten und bietet solide Unterhaltung ohne bei mir überschwängliche Begeisterung zu wecken. Der Track „Wounds“ lässt dagegen auch ruhigere Passagen zu und hat kein so auffälliges Keyboard, welches im vorherigen Stück einen klaren Wiedererkungswert produziert hat. Dadurch wird der Song zu einem bodenständigen Rocksong ohne große Besonderheiten. Beim Hören des dritten Songs merkt man dann, wie sich ein Trend zur Melancholie durchsetzt. War der erste Song doch trotz schneller Musik nicht ganz frei von einer gewissen Wehmütigkeit, so setzt sich dieses nun auch musikalisch weiter fort. Ruhiger Gesang mit hang zu choralenen Refrains und getragene Gitarren bestimmen dieses Lied. Doch der stimmungsmäßige Abwärtstrend bekommt die Kurve und schießt mit dem vierten Stück wieder nach oben. Nun kann man sich anhören, wie die Lovex live klingen. Mit „Die A Little More“ ziehen sie wieder alle Register und mischen 80er Rock, Melancholie mit verspielten Gitarren und einem Gesang, mal versucht kräftig, mal flehend. Und zum Abschluss muss ich den Verweis auf 80er-Epen-Bombast-Rock gezwungenermaßen wieder aufgreifen denn die Finnen beenden ihre Maxi-CD mit einer Cover-Version des Bon Jovi Stückes „Runaway“, welches trotz Live-Aufnahme schon fast an Studioqualität herankommt (wie übrigens auch das vorherige Live-Stück). Nun, da die CD zu Ende ist, frage ich mich, was bleibt? Ich persönlich habe eben 19 Minuten und 13 Sekunden unterhaltsamer Musik gehört aber nicht mehr. Lovex hinterließen keinen bleibenden Eindruck. Irgendwie sind alle eingesetzten Stilmittel wie z.B. hymnische Refrains und verspielte Keyboardpassagen nichts neues und sie sind auch nicht besonders bahnbrechend eingesetzt. Am Ende fehlt einfach das i-Tüpfelchen, das die Musik authentisch und zu etwas besonderem macht.