Die Ankündigung eines neuen Albums von Loreena McKennitt wurde allerorts erstaunt zur Kenntnis genommen. Schließlich liegt die letzte Veröffentlichung, das Live-Album "Live In Paris And Toronto", bereits sieben Jahre zurück, das letzte Studioalbum "The Book Of Secrets" sogar neun. Natürlich kann sich ein weltbekannter Künstler wie Frau McKennitt eine solche Schaffenspause erlauben, muss sich aber auch der Gefahr gewahr sein, dass ihr neues Werk besonders kritisch beäugt wird. Eigentlich muss man keine Bedenken hegen, dass Loreena McKennitt auf ihrem neuen Album "An Ancient Muse" altbewährte Konzepte über den Haufen wirft, ganz im Gegenteil. Aber auch sie ist in der langen zeit nicht frei von äußeren Einflüssen geblieben. Vielmehr ist sie viel gereist, von Griechenland bis zur Mongolei, hat sich viele religiöse und historische Orte angeschaut, Menschen getroffen und ihre Musik als Erinnerung mitgenommen. Ebenso wie beim vielfach mit Platin prämierten "The Book Of Secrets" verfolgt Loreena McKennitt die Spur der Kelten, mit der Reise wortwörtlich, später in der Literatur und schlussendlich auf "An Ancient Muse". Im Booklet kann man ihre Reise und auch ihre Gedanken mitverfolgen. Um die vielen musikalischen Einflüsse auch authentisch wiedergeben zu können, hat Loreena McKennitt viele internationale Künstler in Peter Gabriels Real World Studios versammelt. Neben den vielen Musikern wurden noch mehr Instrumente eingesetzt, viele davon ungewöhnlich bis exotisch. Von der Harfe über Lyra, Oud, Gambe, Kanoun, Drehleier bis Nyckelharpa reicht der Instrumentenreigen. Für alle diejenigen, die nicht einem internationalen Orchesterensemble angehören, findet sich am Ende dieses Artikels eine kurze Beschreibung der Instrumente. Es sind vornehmlich die orientalischen Einflüsse, die einem sofort auffallen. Andere Einflüsse beschränken sich auf die Instrumentierung, denn Loreena McKennitt setzt mit "An Ancient Muse" genau da an, wo "The Book Of Secrets" aufgehört hat. Die neun Jahre Abstand hört man nicht heraus. Das ist einerseits ehr positiv, kann man doch ohne Bedenken bei diesem Album zugreifen. Andererseits wäre ein wenig mehr Veränderung auch wünschenswert gewesen. Um noch einige Songs hervorzuheben, sei vor allem das auf einer Ballade von Sir Walter Scott basierende "The English Ladye And The Knight" erwähnt, dass dieses Drama mit traurigem Ende wunderschön erzählt. Auch die orientalisch angehauchten Songs wie "Incantation", "Caravanserai" oder "Sacred Shabbat" stechen heraus und lassen ein wenig die fremden Orte, ihre Gerüche und Geräusche sowie die Menschen erahnen, denen Loreena McKennitt auf ihrer Reise begegnet ist. "An Ancient Muse" ist somit keine große musikalische Weiterentwicklung als vielmehr ein typischen Loreena-McKennitt-Album mit etwas anderem Schwerpunkt. Trotzdem ist die Qualität der Songs wie gewohnt hoch und das Album bedenkenlos empfehlenswert. Lyra: violinenähnliches Streichinstrument Oud (auch Ud): Kurzhalslaute mit 5 Saiten Gambe: violinenähnliches, historisches Streichinstrument Kanoun (auch Qanun): großes, dreieckiges Saiteninstrument, das in Aussehen und Klang einer Zither ähnelt Nyckelharpa: Schlüsselgeige bzw. Tastenfiedel aus dem nordeuropäischen Raum