Es geschah zu einer Zeit, als wir uns alle an durchschnittliche HammerFall-Alben gewöhnt haben, In Flames langsam zur Großmacht und der 1. FC Köln zu einer Fahrstuhlmannschaft wurde. Ich schlug ein Magazin auf und sah es: Das Biest, das Monster, der Untergang des Metal-Abendlandes. Ich sah LORDI. Was zum Geier sollte das sein? Zunächst natürlich eine Anzeige für die erste Single „Would You Love A Monsterman?“. „So was braucht kein Mensch“ dacht ich mir und legte das Heft schnell zur Seite. Doch das Monster ließ sich nicht aufhalten? Es krabbelte aus dem Papiercontainer und schlich sich in mein Ohr. Des Nachts wurde aus dem braven Soziologie-Studenten ein ekliges Vieh, was durch die Nachbarschaft kroch und die Menschheit mit 80er Stadion-Rock terrorisierte. So geschah es...und wenn ihr nachts ganz leise seid, könnt ihr ihn noch immer hören. Etliche Jahre nach dieser tragischen Verwandlung kletterten die Monsterrocker sogar auf den europäischen Thron. Wie jeder weiß, gewannen LORDI vor zwei Jahren den Eurovision Songcontest. Jetzt hatten sogar Oma und Opa den Gruselzwerg im Ohr. Wir schreiben das Jahr 2008. LORDI sind längst Mainstream, treten in seltsamen Chart-Shows auf, müssen sich mit talentfreien Moderatoren wie Oliver Geißen herumschlagen und sich mit den Pappmasken des Publikums anfreunden. Das ist eben der Preis für den Ruhm. Dafür gab es aber auch den finalen Auftritt beim diesjährigen Wacken Open Air. Himmel und Hölle liegen oftmals doch in der selben Nachbarschaft. „Deadache“ – es zappelt und schreit auf meinen Schreibtisch. Das kleine Monster möchte raus. Doch zuerst hau ich mit dem Hammer drauf – *zack*, *zack* und noch mal *zack*. Ruhe! Fürs Erste...Denn keine 50 Sekunden nach dem Einlegen der Scheibe rappelt und zappelt es wieder mächtig. „Girls Go Chopping“ ist genau der Opener, den die Lordi-Gemeinde braucht. Eingängige Riffs, unterhaltsame Texte und ein starker Mitsing-Refrain lassen „Deadache“ stark beginnen. Ach was sag ich? Bis auf die schwache Single „Bite Like A Bulldog“ knallen uns LORDI einen Hit nach dem nächsten um die Ohren. Die Hitdichte ist fast noch größer als auf den Vorgängern. Poppig, Rockig, mal heavy, mal schmalzig und ab und zu ziemlich kuschlig wildern die Finnen durch die 80er und mixen sich aus den Mitbringseln einen überaus exquisiten Cocktail. Dieser geht sofort in den Kopf und lässt selbigen im Kreise tanzen. Highlights der munteren Monsterparade herauszustellen ist schwer, aber doch lösbar. Da wäre „Dr. Sin Is In“, welches mit einem an AC/DC erinnernden Riff beginnt und sich im Refrain zu einem wahren Dr. Ohrwurm entwickelt – großes Kino. Mit „Evilyn“ gibt es die kraftvolle Powerballade und mit „The Devil Hides Behind Her Smile“ (Hallo kleines Phantom) die ohrenbetörende Mitgröhlnummer. Den Preis für das beste Gitarrensolo bekommt der Titeltrack „Deadache“ – auch wenn es ein harter Kampf war. Dutzende von Leckerlis trumpfen auf diesem Werk aus dem Sechssaiter. Fazit: LORDI-Jünger müssen hier natürlich zuschlagen – aber auch alle Zweifler sollten mal ein Ohr wagen. Keine Angst, die beißen nicht, die wollen nur Spielen. Viele Hits, viel Spaß und jede Menge Grusel-Rock. So und nicht anders kann die Monster-Revolution aussehen. Da kann man sich nur noch auf die anstehende Januar-Tour. Denn alle Songs werden auch live für ein Feuerwerk der guten Laune sorgen.