Der Lord of the lost versucht mich mit einer EP "Beside & beyond" zu locken und dabei seine ruhige und melodischere Seite zu präsentieren (im Vergleich zu den rockigeren Hauptalben). Und weil ich ja ein Freund von IHM* oder einem seiner 69** Nachfolger bin oder war kann mir ja auch mal ein frischer Wind in diesem Abteil des CD Regals gelegen kommen. Aber so frisch ist er nicht. Und nach mehreren Hördurchläufen kommt er mir auch gar nicht mal so gelegen. Ach was solls: Der knackige Titeltrack eröffnet den Silberling solide bis gut, wäre zur damaligen Blütezeit des Schmachte-Kuschel-Grufti-Fluffi-Rocks bestimmt auch in den Diskotheken gelandet und zeigt mir, dass die Herren aus Hamburg wohl mit den zwei vorangegangenen Alben und Konzerten anständig Erfahrung gesammelt haben. Ähnlichkeiten zu anderen Bands sind leider deutlich vorhanden... Man könnte jetzt freundlich sagen: Sie geben einen liebgewonnenen Sound wieder, aber mal ehrlich: mit dieser Mischung aus netten Gitarrenläufen, Piano und Synthi Einsätzen und sexy Gesang wirken Lord of the Lost eher betäubend. Hinzu kommt, dass Freunde von Mastermind Chris Harms den Titel bereits durch das vorangegangene Musikprojekt The Pleasures kennen müssten. Aber dieses Gefühl der Neuverwurstung zieht sich durch die gesamte EP: keines der sieben Lieder ist wirklich neu. So auch die Idee, kommerzielle Popsongs in (goth) rockige Verpackungen zu stecken. Und so schallert mir nun eben Lady Gaga's "Bad Romance" mit E-Gitarren und sexy Männerstimme entgegen. Dann finden sich da noch 2 stromlose Versionen älterer Songs auf der Scheibe ("Dry the rain" und "Love is not enough"), die wohl nur jungen Mädels Freudentränen in die Augen treiben. Alle anderen müssen nach dem Konsum eine Runde Rambo schauen um sich vom Kitsch zu befreien. Das dazwischen liegende "October29" (Jaaa, Daten kommen immer huhu und mystisch und 29 reimt sich super auf blind...) gewinnt zwar auch keinen Kreativwettbewerb, geht aber immerhin als solide Rocknummer (mit sexy Männergesang) durch. Der Livetrack "Sooner or later" überzeugt durch die ständige Wiederholung des Titels so sehr, dass ich nach dem ersten Durchlauf kurz davor war, die Scheibe aus dem Player zu reißen und einen Totalverriss zu schreiben. Und schließlich gibts dann noch einmal eine orchestrale Kooperation mit der Mono Inc., mit denen man auf Tournee war. Und das, haltet euch fest, vom Lied *Trommelwirbel* "Dry the rain". Juhu, endlich mal eine Wiederholung. Und dann noch eine, die sich so sehr auch nicht von der andren unterscheidet... Also die Band klingt nett, kokettiert mit dem sexy Image, dass schon der Ville vor Jahren aufbaute, und ist so kreativ wie eine Stichsäge von Bosch. Warum brauchts bittesehr eine EP voller bereits bekannter Lieder von einer Band, die man vielleicht semi-bekannt nennen kann, wenn man ganz viel Hühneraugenzudrückerei betreiben will? Ich verstehe das einfach nicht und kann auch kaum von Geldmacherei sprechen, denn ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es viele Abnehmer geben wird. Sei es drum. *ich hoffe, den muss ich nicht erklären ** ich hoffe, den auch nicht