Lonelady, das ist Julie Campbell aus Manchester und nicht nur das, Lonelady ist auch der nächste Hype der englischen Musikpresse. Das Debutalbum ‚Nerve Up’ erscheint auf Warp, dem legendären Label der Bleeps und Clonks, das inzwischen sicherlich einen viel, viel breiteren Fokus interessanter Musik veröffentlicht. ‚Nerve Up’ wirkt bereits beim ersten Hören sehr persönlich und zielgerichtet. Und das war genau die Intention der Sängerin, die übrigens die Instrumente bis auf das Schlagzeug selbst einspielte. In einem Interview mit Paul Morley macht sie klar, dass es ihr darauf ankam, etwas zu erschaffen, mit dem sich die Hörer bewusst beschäftigen muss und das den Leuten nicht durch die Musikpresse und andauerndes Radioplay aufgezwungen wird. Das Ergebnis der Session, in denen sie sich mit ihrem Produzenten praktisch drei Wochen in einem Studio in einem Hinterhof in Manchester eingeschlossen hat, sieht sie weder im Retro-Bereich noch in die momentane Musiklandschaft eingepasst. Und auch wenn einige Parallelen zu den sparsam instrumentierten Veröffentlichungen aus den Anfängen des Factory-Labels zu erkennen sind, möchte ich an dieser Stelle keine direkten Vergleiche wagen. Eine Steel-Guitar, Drumsounds, Effekte aus dem Rechner und die prominent eingesetzte Stimme von Lonelady bestimmen das Bild. Alles klingt sehr nüchtern und direkt. Stimmlich brillant mit sehr viel Ausdruck ist ‚Nerve Up’ ein Album für diejenigen, die Singer-Songwriter Musik mögen, sich klassischen Strukturen jedoch gerne entziehen. Der große Kritikpunkt: das Album klingt zwar eigenständig und innovativ, es berührt mich persönlich jedoch nur mäßig. Keines der Stücke setzt sich fest und auf Albumlänge sind die bewusst sperrigen und in Teilen betroffen wirkenden Kompositionen eher anstrengend. ‚Nerve Up’ ist ein Album, in dem sicherlich Herzblut steckt, das allerdings aufgrund seiner eher düsteren Grundstimmung und dem mitschwingenden Verarbeiten von Enttäuschung und Ärger verlangt, dass hier auch vom Hörer investiert wird. Nicht umsonst sind in Morleys Text auf der Homepage von Lonelady unter anderem die Worte 'Tense', 'Traumatise', 'Flesh', 'Crushed', 'Ghostly', 'Bloody' oder 'Cut' gehighlighted. Wer sich in einer ähnlichen Stimmung befindet kann hier Erleichterung und das Gefühl verstanden zu werden ernten, alle anderen wird das Album spalten.