Nach "Simulations 1.0" und "Simulations 2.0" war Schluss. Vor knapp fünf Jahren verschwand Stephen Sawyer mit seinem Projekt L'ombre in der Versenkung. Doch nun ist es Zeit für neue Taten. Stephen Sawyer hat sein musikalisches Baby einmal komplett umgekrempelt und etliche neue Zutaten hinzugefügt. Das sozusagen neue Projekt L'ombre verkennt seine Wurzeln zwar nicht, streckt sich aber in verschiedene Richtungen aus und eröffnet musikalisch neue Horizonte. Vormals eher minimalistisch ausgerichtet ist das neue Album "Letting Go At The Steering Wheel" angefüllt mit verschiedenen elektronischen Stilen, die von Chill-Out über Trip-Hop bis Industrial reichen. Am Anfang wird er Hörer verführt und eingelullt. Melodisch, sanft und entspannend lockt L'ombre mit einem Sirenenruf, der zunehmend deutlicher und akzentuierter wird, denn von Track zu Track baut L'ombre schleichend Störgeräusche ein. Ab und an knarzt es, Click'n'Cuts kommen hinzu und selbst vor noisigen Elementen schreckt er nicht zurück. Wichtig sind dabei immer schnell greifende Melodien, die mal einen ganzen Song über zu hören sind oder nur sporadisch auftauchen. Bei "Into Brokenness" hat man gar den Eindruck, dass der Song erst beim Hören entsteht. Die Abstraktion findet bei " Wrapped Around A Telephone Poll" ihren Höhepunkt, denn es klingt wie ein sezierter Song einer 2-Mann-Kapelle in einer verrauchten Bar, nur Klavier, Schlagzeug und elektronische Sounds. Was Stephen Sawyer da zusammengeschraubt hat, klingt neu, melancholisch und spannend, 4 oder 5 Jahre zwischen zwei Alben sind verdammt lang, aber L'ombre entschädigt uns mit einem erquickenden Neuanfang.