Locas in Love – ein seltsamer Bandname. Ich kannte ihn bisher nicht, habe nie ein Stück der bisherigen Veröffentlichungen gehört und kann dementsprechend nicht im geringsten kommentieren, ob das Album wirklich so anders und untypisch für die Band ist, wie die Bandinfo behauptet. Ist aber auch egal - „Winter“ gilt es vorzustellen und ich sollte es nicht länger herauszögern, denn der Kalender verkündet bereits Frühling und die CD liegt immernoch bei mir und wartet. Ungehört lag sie nicht dort, aber mir war bereits beim ersten Durchlauf klar, dass man sich hier Zeit lassen muss. Der erste Eindruck ist nicht wie der zweite und mit jeder Woche verändert man die Einstellung zu der CD. „Winter“ ist ein Konzeptalbum zur kalten Jahreszeit. Aber nun folgt kein „Wie schön ist der Schnee, wie besinnlich die Zeit“ Album, dass den Winter als Jahreszeit beschreibt. Die Texte sind traumhafte Kunstwerke von Menschen im Winter geworden. Sie sind traumhafte Beschreibungen der Gefühle, die so typisch sind für unseren Alltag, wen es eben draußen kalt ist. Denn die Jahreszeiten verändern nicht nur das Gesicht der Umwelt, sondern auch unsere Gedanken, Gefühle und Empfindungen. Vielleicht erinnern die Stücke (die größtenteils auf deutsch vorgetragen werden) inhaltlich ein wenig an Bands wie Wir sind Helden, zumindest, wenn man nur oberflächlich konsumiert. Dies soll aber nur so ein kleiner Richtungshinweis sein. Meist durch männlichen Gesang getragen, sehr abwechslungsreich und durchaus gewöhnungsbedürftig. Vor allem am erzählenden Gesangsstil wird sich der eine oder andere stören. Musikalisch ist das ganze eine zerbrechliche Folk-Pop Reise, ruhig und wunderschön. Es wird nicht mit winterlichen Geräuschen, Glockenspielen oder ähnlichem gearbeitet, und doch fühle ich mich beim Hören des Albums so, also ob ich eingemummelt in der Tagesdecke vor der Heizung (oder Kamin, aber wer hat den schon?) sitze, während draußen die Welt grau, dunkel und kalt scheint. Das Vorhaben ist geglückt, die CD ist der Soundtrack zur kalten Jahreszeit. Man hört vor allem Akustikgitarren, zurückhaltendes Schlagzeug, Piano, Trompeten – ach es ist einfach schön, was hier passiert. Und die Instrumente harmonieren einfach perfekt miteinander. Melancholie, Sehnsucht, das Glück der Heimkehrenden – so wie die Themen der Texte sind auch die Melodien abwechslungsreich und gekonnt um die Texte gewoben. Wer die Gelegenheit hat, der sollte sich wirklich an diesem Album versuchen: ist man in der richtigen Stimmung hält man das Album für ein absolutes Meisterwerk, an dem alles passt und man bei jedem Text nur „Ja, genau so ist es“ rufen will. An anderen Tagen machen aber genau die gleichen Lieder nervös, nerven sogar ob ihrer doch leicht kitschigen Art und man will einfach lieber Frühling haben als solche schwer nach Studentengedankenkonstruktionen klingenden Texte ertragen zu müssen. In „Winter“ steckt so viel. So viel Mühe und soviel Talent. So viel Liebe und so viel Gefühl. Hier ist etwas Besonderes entstanden, was man sich nicht entgehen lassen sollte, egal ob man nun Fan der Hamburger Schule ist, NeoFolk Liebhaber mit der Bereitschaft, den Begriff etwas weiter zu fassen, oder einfach nur schöne Musik mag.