Als ich das neue Album „From the Cube“ von Liquid Visions in den Händen hielt war ich bereits höchst gespannt auf das, was mich nun erwarten würde. Ich kannte die Band und ihren Sound vorher noch nicht, doch die Presseinfo des Labels versprach hier ein großes Hörerlebnis mit Worten wie „Liquid Visions tragen den Sound der späten 60er / frühen 70er ins neue Jahrtausend. Mit eingängigen Melodien und ausgefeilten, für ihr Genre fast ,klassisch’ zu nennenden Arrangements machen sie Psychedelic Rock, wie er auch dem Genre-Unerfahrenen ins Blut und in die Beine geht.“ Da auch ich in diesem Genre ein Unerfahrener bin, war ich natürlich um so gespannter, ob die Berliner Psychodelic-Rocker von Liquid Visions halten was ihr Label dort in seiner Rezension verspricht. Doch schon das erste Lied „What it is“ besticht durch seinen herrlich „schmutzigen“, aufwirbelnden Sound und man fühlt sich in der Tat zurückgeworfen in die Zeit von Deep Purple und Led Zeppelin. Auch der Text des ersten Liedchens, den der Sänger und Bandgründer Hans-Peter Ringholz in einer wunderbar emotionalen und eindringlichen Weise vorträgt, ist wundervoll. Mit ein paar einfachen Worten und einer dadurch entstehenden lyrischen Dichte wird eine derartig perfekte Definition von Alltag, Liebe, Leidenschaft und dem Leben vermittelt, wie man es in 4:30 Minuten nicht besser machen könnte. Dieser positive Eindruck wird beim zweiten Lied „Out of this Room“ nur noch weiter verstärkt. Der Text ist wieder sehr elegant und intelligent gemacht, die Musik bohrt sich gnadenlos ins Ohr, die Gitarren quietschen, das Schlagzeug treibt, der Sänger gibt alles und schafft es, mich völlig mitzureißen. Und wenn er dann im Refrain „Save me! Please get me out of this room“ schreit, heult, singt, bekomme ich eine Gänsehaut. Ein Ohrwurm wie er sein muss! Auch die Folgelieder „To be real“, „Pink Cloud“, „Moonspell“ und „Ebola Monster“ stehen den ersten beiden Liedern in nichts nach, auch sie rocken und grooven unerbittlich, unersättlich und kompromisslos. Allerdings ohne langweilig zu werden oder ohne sich zu wiederholen. Man muss einfach hinhören und ich muss gestehen, dass selbst ich als Elektrofan, der sonst eher Abstand von zuviel Gitarren nimmt, ausnahmslos begeistert bin von den mehrminütigen Gitarrensolos, die man hier in fast jedem Lied findet. Allerdings sind diese Gitarrensolos, im Gegensatz zu vielen anderen Gitarrenbands, nicht stupide, nervend und unendlich – nein, sie sind emotional und wollen genossen werden, Ton für Ton. Aber wer hier denkt, dass die Musik von Liquid Visions reines Gitarrengequietsche und Schlagzeugrumgehaue ist, der ist weit gefehlt. Man wartet nämlich auch mit Percussions, einer Sitar, einer Orgel und einem Theremin auf. All diese Sachen machen den Sound zu einem dichten Gewirr aus exotischen, hypnotischen, psychotischen Melodien und schmutzigem Großstadt-Krautrock. Nachdem ich also nach 6 Titeln und somit ungefähr 47 Minuten purem Hörerlebnis fast schon in Trance versetzt war, wurde ich sanft vom letzten Titel der CD – eine Instrumentalnummer die seltsamer Weise nicht im CD-Cover vermerkt ist - in die Realität zurückgeholt. Eine Reise die sich gelohnt hatte. Fazit: für mich persönlich ist diese CD die beste musikalische Neuentdeckung seit langem. Wer auch mal was Neues erleben möchte, wer keine Lust mehr auf die „übliche“ alltägliche Gitarrenmusik hat, wer eine Schwäche für verworrenen Psychodelic-Sound hat oder wer einfach nur Lust auf frische, ideenreiche und gutgemachte Musik hat, ist bei „From the Cube“ von Liquid Visions genau richtig.