Anscheinend hat es sich Matthias Spittler zur Aufgabe gemacht, unfassbare Lässigkeit gekonnt in Noten zu gießen und so den Winter ein klein wenig in Richtung Sommer zu rücken. Bereits beim ersten Hören muss man diese Platte in sein Herz schließen, wenn man auf intelligent gemachte, fließende Elektronik steht, wie sie einem bspw. früher in der Space-Night und später in hr3-Flowmotion präsentiert wurde. Vielleicht noch eine Nuance tanzbarer als das was man diesbezüglich in Erinnerung hat, reihen sich neun Tracks zusammen zu einer mächtigen Portion Entspannung und Lebensfreude. ‚Clicks und Bleeps’ dominieren das Bild zusammen mit bassbetonten Loops, musikalisch so originell wie der Künstlername und auch die Song-Titel. Die Reise geht los mit der ‚Dampflok durch die Zeit’, die zunächst in den 70ern mit einer blubbernden Orgel halt macht, anschließend aber auch den Weg in den elektronischen Bahnhof des neuen Jahrtausends findet. Der ‚Mehrschweinchenexpress’ schließt genau dort an: ‚Durchsage an den Schaffner: der Herr mit der Gesichtsmaske soll sich bitte benehmen’ klingt es aus den Lautsprechern, während der Herr an der Orgel noch mal in die Tasten greifen darf. Erfrischend anders kommt die Coverversion von ‚Popcorn’ daher, dem Urvaters aller C64-Melodien. Zunächst nur für das gekonnte Ohr an den Harmonien zu erkennen, beginnt das Stück sehr gitarrenlastig, dann setzt aber schließlich nach ein paar Minuten doch noch der Basslauf und die Lead-Melodie ein. So schafft es der Offensivverteidiger eine Legende aufleben zu lassen die weder zu nah am Original noch zu abgedreht oder pseudo-innovativ wirkt. Der Titeltrack gehört zu den vier Songs, die mit sparsamer Lyrik ausgestattet sind. Mehr geflüstert als gesungen hört man den Text; und so gestalten sich auch die anderen Vocal-Tracks, wobei ‚Miss-Verständnisse’ einen weiteren musikalischen Höhepunkt beschreibt. Gut, über den Text selbst kann man sich streiten. Dieser scheint stark von den bitteren Erfahrungen beeinflusst zu sein, die der Offensivverteidiger mit der heutigen oft rein kommerzorientierten Musiklandschaft gemacht hat, bevor er sich entschloss CDs auf dem eigenen Label ‚Wellenform’ zu veröffentlichen. Aber wer will es ihm übel nehmen? Auf der Label-Homepage kann man alle Tracks in voller Länge in 64kbps-Qualität anhören. Und das möchte ich nur jeden empfehlen, der mellow electronics zu schätzen weiß und sich im neuen Jahr nicht den zehnten Cafe del Mar Abklatsch ins Regal stellen möchte. Der linke Offensivverteidiger beweist, dass in Deutschland bestimmt so mancher gute Track in der Schublade verschwindet, weil dem Künstler einfach der Mut fehlt, die Sachen in Eigenregie zu veröffentlichen. Deshalb: danke, Herr Spittler!