Schon mit seinem letzten Album "Area Keloza" hat Vincet Ingouf gezeigt, dass seine Musik einen außergewöhnlichen Charakter besitzt. Dieser verrückte Einschlag wurde auf dem genannten Tonträger jedoch von einem schonungslosen Beat zertrümmert. Dieser Tage ist sein neues Album "Ange Et Gruikk" erschienen und es stellt sich die Frage, welcher von beiden Seiten seines Projekts Lingouf diesmal den Vortritt lässt, der spleenigen oder der beatorientierten. Bevor man diese Frage durch die rein auditive Untersuchung beantworten kann, lässt sich schon anhand von Lingoufs Miniphilosophie, der allegorischen Verbindung von Liebe und Fröhlichkeit mit Melancholie und Trauer, vermuten, wie sich das Album in etwa anhören könnte. Das mit dem Positiven mitschwingende Negative, die stets präsente Schattenseite, ist auch ganz deutlich auf "Ange Et Gruikk" zu vernehmen. Womit wir wieder zur Beantwortung der Frage vom Anfang zurückkommen: Lingouf hat nun anscheinend die Balance zwischen seinen beiden Polen gefunden. Als Katalysator dafür dürfte gerade auch das Thema Melancholie gedient haben. Die eingeflochtene klassische Musik von Charles Camille Saint-Saëns aus "Karneval der Tiere" im gleichnamigen Track "Le Carnaval Des Animaux" unterlegt mit einem stampfenden Beat hat etwas Verträumt-Brachiales. Der Titeltrack "Ange Et Gruikk" ist dagegen ein düster rollender Song, der sich erst in seinem Verlauf mit verspielten Melodien etwas auflockert. "Garage" ist dann eindeutig Bass und Rhythmus, gepaart mit melancholischen Klängen. Bei "Vifoogy" führt uns erst ein ruhiges Klassiksample ein, bevor sich nach und nach der Beat vorkämpft. Beat ist eigentlich ein zu einfaches Wort für das, was Lingouf in seinen Songs veranstaltet. Es ist eher ein vielschichtiges, sich transformierendes Etwas und reicht von glockenhellen Tönen bis hin zu dumpfen Bass. Das Auftauchen einer Geige oder gar eines Didgeridoos wie in "St-Geniez" verleiht den Songs unter anderem ihre besondere Stimmung. Das Wichtige daran ist, dass Lingouf diese Stimmung über die Gesamtlänge der Tracks, die alle Überlänge haben, halten kann und sogar mit ihr spielt. Denn so hat es Lingouf wirklich geschafft, seine merkwürdige Seite zur Geltung zu bringen, was dem Album sichtlich gut steht.