Der Frühling zieht kalendarisch ins Land, bald ist es Ostern und alles müsste doch Eitel Sonnenschein sein. Müsste. Dennoch will uns die kalte Jahreszeit nicht so ganz loslassen und Prophecy Records unterstützt das Klammern an melancholische Herbst/Winterstimmung, indem sie neben dem wunderbaren Zweitwerk von Alcest nun mit Les Discrets ein weiteres französisches Werk verträumt-trauriger Rockklandschaften herausbringt. Hinter diesem Soloprojekt versteckt sich mit Musiker, Filmemacher und Maler Fursy Teyssier ein wahres Multitalent. Und mit „September und seine letzten Gedanken“ weist er den Weg für eine lange verträumte Wanderschaft. In der auf 1000Stück limitierten Version findet der Käufer dann auch das Gesamtkönnen des Franzosen vor mit einem 56-seitigen Buch mit zahlreichen Illustrationen und Hintergrundinformationen dem mehrfach preisgekrönten Kurzfilm “Tir Nan Og”. Diese Kritik behandelt aber nur die reine CD. Musikalisch betrachtet lässt sich Les Discrets Bands wie eben Alcest oder Amesoeurs zuordnen: Zurückhaltende ständig präsente Gitarrenwände, viele akustische Parts und Schwermütigkeit in jedem Ton. Dabei ist der Gesang durchweg clean, sodass Verweise an den Black Metal (wie bei Alcest) nicht zutreffen. Nur leider muss ich im direkten Vergleich mit den genannten Vergleichsbands zu Ungunsten von Les Discrets urteilen. Denn die auf „Septembre et ses dernières pensées" enthaltenen Lieder klingen zu sehr nach den Vorbildern und bei mehreren Durchläufen weniger träumerisch als einschläfernd. Teyssier schafft es nicht, dem Album eine besondere Note zu geben. Dieser Eindruck wird auch durch den (ohne Zweifel) netten, aber auch sehr kraftlosen Gesang und der geringen Abwechslung zwischen den einzelnen Liedern bestärkt. Natürlich gibt es mal neuere Elemente (Sphärische Parts, weiblicher Sprechgesang im Titeltrack), diese werden aber im Verlauf der Songs immer wieder vom Grundschema eingeholt und „gleichgemacht“. Und beim Gesang werde ich das Gefühl nicht los, dass Teyssier letztendlich immerwieder die gleiche Melodie besungen hat. Man sollte mich nicht falsch verstehen: „Septembre et ses dernières pensées“ ist kein schlechtes Album. Die Produktion ist sauber und es gibt keine musikalischen Totalausfälle. Aber alles blubbert doch nur traurig-träumerisch vor sich hin – und diese Art der Musik hat man einfach schon besser und abwechslungsreicher erlebt. Deswegen ist Les Discrets vor allem für Fans der Vergleichsbands interessant, die von diesem Musikstil einfach nicht zu viel bekommen oder für Kunstinteressierte, die sich die limitierte Edition als Gesamtkunstwerk für Augen, Ohren und Geist zulegen.