Kim Larsen hat seinen Stil gefunden im Neo Folk und mit Überzeugung betreibt er unterschiedlichste Projekte, die sich teilweise musikalisch nur um Nuancen zu unterscheiden scheinen, weswegen der kritisch eingestellte Schreiberling nach der Notwendigkeit unterschiedlicher Projektnamen fragen wird und zum Schluss kommen könnte, dass vieles doch sehr ähnlich kingt. Ich bin an dieser Stelle kein kritisch eingestellter Schreiberling. Es gibt so manches, was mir nur bedingt gefällt am Mann hinter der Musik, vor allem einiger visueller Selbstinszenierungen und der fehlenden Abgrenzung zu dem Thema, das zwar laut Larsen, wie so typisch im Neo Folk, selbst nicht Teil seiner Projekte ist. Musikalisch ist das Werk des Dänen aber zu schmeichelhaft, zu verträumt und schön und es trifft genau diesen Punkt bei mir im Gehirn, der für den Ausstoß von Glücksbärchies zuständig ist. Egal ob wir von Hauptprojekt :of the wand an the moon: sprechen, das sowohl in seiner frühen, mystischen Phase als auf späteren Alben wie dem genialen 'The lone descent' begeistert, beim klassischeren Folkprojekt Solanaceae oder eben bei Les chasseurs de la nuit – wenn Kim Larsen zur Klampfe greift und seltsam unbeteiligt seine düsteren Bilder ins Mikrofon flüstert, dann ists um mich geschehen.

Das dritte Album der Melange aus Ambient/Noise und (ab dem zweiten Album) extrem verträumten Folk ist dieser Tage veröffentlicht worden und es bietet letztendlich nicht viel anderes als 'Nebel leben' aus 2016: Vier Titel sind Klangcollagen, die bei mir nicht wirklich zünden – es gibt Ambient/Noise, der mich ergreift, aber das hier geht nur in Ordnung, lässt aber keine Bilder in meinem Kopf auftauchen. Die anderen vier Titel sind Folkstücke mit der typischen Larsen-Melancho-Monotonie, seinem geflüsterten Raunen und seht starkem Keyboardeinsatz, der die Stücke traumgleich erscheinen lässt. Anders als bei neueren Alben des Hauptprojektes geht es hier eher um eine Wiederholung des immergleichen Bildes um einzulullen und klanglich erinnert es viele sicher an Death in Junes 'What is if the symbols shatter'. Jedem Interessierten rate ich zunächst, sich das Hauptprojekt anzusehen und erst im Anschluss an Les chasseurs de la nuit heranzutreten. Denn die beiden Welten, die das Projekt in sich vereint werden an keiner Stelle sanft vermischt, vielmehr sich die Wechsel zwischen lieblichem Gleiten und alptraumartiger Unruhe absichtlich abrupt und unangenehm.

Ich habe meine Freude mit den vier Folkstücken und sie sind stark genug, um für mich den Kauf zu rechtfertigen. Aber das sage ich eben als Fan, der kaum objektiv entscheiden kann. Ja, sie erfinden das Rad nicht neu, nicht einmal im Klangkosmos von Larsen. Aber sie erzielen den gewünschten Effekt und tun mir in bestimmten Momenten gut.

 

Les chasseurs de la nuit

Gleam on you empty gem

 

04.08.2020

tesco

 

https://tescogermany.bandcamp.com/album/gleam-on-you-empty-gem

 

01. Viper soul
02. Gleam on you empty gem
03. Hing hang hung
04. No quarter from the heart
05. Laugh at them and they'll laugh at you
06. Midekonge
07. Poisened past
08. Wenn Affen nach Affen gaffen