Was macht ein Künstler wie Leonard Cohen auf dem Medienkonverter? Diese Frage mag so manchem Leser im Kopf herumgehen? Ein Mann, der seit vierzig Jahren Musik macht und damit erst als Thirty-Something begann. Man muss kein Rechenkünstler sein, dass Leonard Cohen damit jenseits der siebzig sein muss und bei Kerlen darf man ja auch das genaue Alter nennen: Cohen wird am 21. September fünfundsiebzig Jahre! Dazu wird eine Best-Of veröffentlicht, das ist doch klar, ebenso klar wie der Fakt, dass dies nicht die erste Best-Of ist, aber das ist an dieser Stelle erst mal so was von egal! Welche Stellung der Schriftsteller, Poet und Musiker in der Kulturwelt hat belegt bspw. die Liste der Künstler, die seine Songs auf den maßgeblichen drei Cover-Alben neu interpretiert haben. Wo sonst so oft Nobodys versuchen mit ihren Idolen ein Stück näher ans Licht des Musikbusiness zu kommen, sind die drei Alben ‚I’m your Fan’, ‚Tower of Songs’ und ‚I’m your Man’ prall gefüllt mit Wertschätzung gegenüberr dem kanadischen Ausnahmekünstler. Um die bekanntesten zu nennen: Ian Mc Culloch, die Pixies, R.E.M, Nick Cave, Sting, U2, Tori Amos, Peter Gabriel, Billy Joel, Suzanne Vega, Martin Gore, Jarvis Cocker und Beth Orton, alle verbeugen sich vor Cohen und seinen teils lieblichen, teils spröden Songs der letzen vier Dekaden. Und die ‚Sisters of Mercy’ haben sich auch nach einem Song von Cohen den Bandnamen ausgesucht und mit ‚Some Girls Wander By Mistake’ sogar noch ein Album nach einem Zitat aus einem Cohen Songtext benannt. Subkulturell genug? Wer nun noch immer nichts mit Leonard Cohen anfangen kann, wird spätestens mit einem ‚Aaaach so!’ aufwarten, wenn ich die beiden Klischee-Titel nenne: ‚First we Take Manhatten’, auch bekannt in der Jennifer Warnes Version von ihrem Album ‚Famous Blue Raincoat’, was übrigens nur aus Cohen Coverversionen besteht und ‚’Waiting for the Miracle’, zu dem Mickey und Mallory Knox aka Honey-Bunny und Pumpkin in ‚Natural Born Killers’ ihre blutige Spur hinterlassen. Charakteristisch für die spätere Schaffensphase Cohens sind die tiefe, abgeklärte Stimme in Verbindung mit vordergründig integrierter Elektronik. Überhaupt kann man die siebzehn Songs der Greatest Hits Compilation gut chronologisch sortieren wenn man die Klangfarbe der Stimme Cohens genauer inspiziert. Erste Songs wie ‚Suzanna’ oder ‚So Long Marianne’ werden noch mit heller wenn auch melancholischer Stimme vorgetragen, die im Laufe der Jahre mit den Alter und wahrscheinlich einigen Gläsern Whiskey tiefer und tiefer wirkt. Die vorliegenden achtzig Minuten schreiben also Geschichte und begeistern durch Einfachheit und Genialität. Ob dominiert von der Akustik-Gitarre, Chanson-geprägt oder düster-loungig ist dabei völlig egal. Mit Cohen regieren das Charisma, die Inspiration und die Einzigartigkeit. Eine Verbeugung für soviel Kreativität und Mut auch noch im hohen Alter. Wer also in achtzig Minuten durch das Werk von Cohen geführt werden möchte ist mit dieser CD bestens bedient, für diejenigen, die noch mehr von ihm kennen lernen möchten sei die erst im letzten Jahr erschienen Doppel-CD ‚The Essential Leonard Cohen’ oder auch die recht günstige 5CD-Box ‚The Collection’ ans Herz gelegt. Seit langem mal wieder ein 6-Punkte Album!