Ein guter alter Bekannter aus der Pionierzeit deutscher Elektronik ist wieder da, mit neuer Musik, unter neuem Namen. Leeloo Kobayashi dient ex-Propaganda-Mitglied Andreas Thein als Pseudonym um Musik zu präsentieren, die zwar grundsätzlich Spuren seiner musikalischen Vergangenheit beinhaltet, jedoch für das neue Jahrtausend neu von ihm erfunden wurde. Insgesamt finden sich dreizehn Tracks auf der CD, und die Betonung liegt auf Tracks. Von der Struktur her enthalten einige Songs zwar Vocals, folgen jedoch nicht unbedingt dem Schema Verse-Chorus-Verse. Die fünf Stücke mit Gesang werden von drei Vocalisten zum Besten gegeben. Auf drei Songs darf ein mir bisher unbekannter Herr Kreikenbom Vocals zum besten geben, dann wäre da noch eine gewisse Kate zuständig für einen der Kracher des Albums und schließlich Stephen Mallinder von Cabaret Voltaire, mit dem Thein bereits in den späten Neunzigern zusammengearbeitet hat. Es ist schwierig das Werk pauschal einzuordnen. Zu verschieden sind die elektronischen Spielarten. Nach dem Intro eröffnet ‚Baaderboum’ das Album. Die düstere Grundstimmung wird durch tiefe Bässe, angetäuschte Acid-Sounds und einer Vielzahl von Sprachsamples unterstützt. In ‚Now & Zen’ folgt dann die Auflösung: die Samples stammen hauptsächlich aus der Berichterstattung zur Festnahme des RAF-Terroristen Bader. ‚Now & Zen’ verarbeitet das Thema mit ganzen Textpassagen, musikalisch allerdings in einer eher ambienten Stimmung. Auch entspannt allerdings mit dezenten Beats kommt ‚Sex is a virus’ daher und man könnte meinen, dass hier den beiden Hartnoll Brüdern ‚formerly known as’ Orbital ein Tribut gezollt werden soll. Auf jeden Fall einer der stärksten Tracks des Albums. Ebenso stark und zusätzlich energiegeladen ist ‚Greedy’. Elektronische Sequencer-Lines unterstützt von habgierig dreckigem Gesang machen den Titel durch die musikalische Umsetzung glaubhaft. Noch einen Schritt weiter in die selbe Richtung geht Thein mit einer Brian Eno Coverversion von ‚Baby’s on Fire’. Apropos Coverversionen: Nightclubbing’, genau, die Bowie/Pop Produktion, wird hier in ein träge vor sich hin kriechendes Glam-Rock-Electro-Monster verwandelt. Da hätte in dieser Form auch Marilyn Manson drauf kommen können. Dann wären aber die Vocals wahrscheinlich wieder mal zu überdreht gewesen. Die dauernden Referenzen werden mir langsam unangenehm, steckt doch auch so viel Eigenes in diesem Werk. Sie drängen sich aber einfach auf, auch bei ‚The Jungle Plays’ wo Rhythmus, Flächensounds und mit Hall unterlegtes Piano von Yello nicht besser kombiniert werden könnten. Schließlich huldigt man noch den japanischen Elektro-Pionieren wie dem Yellow Magic Orchestra in ‚20 dwarfs’, vor allem aber in ‚Dynamo 5’. Zum Schluß zum absoluten Highlight der Platte das einfach näher beschrieben werden muss: ‚Discipline’. Harte, kraftvolle Sounds aus dem Sequencer, die mich teilweise an den ‚Mix Hypersonic’ von Nitzer Ebbs ‚Hearts and Minds’ erinnern, werden kombiniert mit einer strengen aber zugleich schmeichelnden Frauenstimme. Dazu vereinzelt eingestreute metallische Industrial-Sounds welche die aufgebaute Spannung noch unterstützen. Und nicht zu vergessen: ein wenig Propaganda schwingt natürlich auch mit ... Playthings ist einen Verneigung vor den Pionieren der elektronischen Musik der letzten 20 Jahre, allerdings hat sich Andreas Thein dabei nur die exklusiven, prägenden Vorbilder ausgesucht. Wenn es durch diesen Review vielleicht auch nicht den Anschein hat: der gemeinsamen Nenner wurde durch die farbenprächtige Auswahl nicht vergessen und so erscheint das Album trotz der Variationen mit einem schlüssigen Gesamteindruck jenseits des elektronischen Einheitsbreis.