Die Schweizer Post/Progressive Rocker Leech haben hierzulande erst durch ihre Split-EP "090208" mit Long Distance Calling von sich reden gemacht und das, obwohl die Formation bereits seit 1995 besteht und schon einige Alben veröffentlicht hat. Allerdings hatte das damalige Trio die Band für einige Jahre auf Eis gelegt und ist mit einem zusätzlichen Mann, der erstmals Synthesizer-Klänge in die Musik einbrachte, 2006 wieder auferstanden. Somit ist das neue Album "The Stolen View" eine Art Neuanfang. Dieses 'Debüt' sollten sich alle Post bzw. Progressive Rock Interessierten gleich schon mal vormerken, denn das Album ist, so wie es sich auf der Split-EP schon angekündigt hat, ein kleines Meisterstück. Leech sind weniger Anhänger des druckvollen Rock, sondern vielmehr bezaubern sie durch elegische und klare Songs. Das hat schon das über 13 Minuten lange "Inspiral" gezeigt, das man auf der besagten Split-EP bereits bewundern durfte. Die Band scheint auf der Suche zu sein, ihr ganzer Sound drückt Sehnsucht aus. Diese Sehnsucht findet ihren Ausdruck in Drums, die im Downtempo-Bereich angesiedelten sind, Gitarren, die einen leichtfüßig durch den Song führen und hin und wieder kraftvollen Passagen, in denen es Leech mal ein wenig krachen lassen. Gesang gibt es keinen, alle Stücke sind rein instrumental. Den braucht es aber auch nicht, denn Leech fesseln so gekonnt mit ihrer Musik, dass Gesang sehr wahrscheinlich nur störend wirken würde. Von zwei kurzen Zwischenstücken abgesehen, bewegen sich die Songs zwischen 8 und 20 Minuten, so wie es sich für echte ProgRocker gehört. Der letzte Song "Totem & Tabu" ist mit seinen knapp 20 Minuten denn auch der Höhepunkt von "The Stolen View", wenn es auch bei diesem Song ein paar Minuten weniger hätten sein dürfen. Aber das bleibt auch der einzige Kritikpunkt an diesem sonst so hervorragenden Album, bei dem man nur hoffen kann, dass eine breitere Öffentlichkeit davon Notiz nimmt, denn verdient haben es Leech damit allemal.