Puh, was für ein Album.

Einige Wochen bereits lausche ich Laster und die drei Herren aus Utrecht machen es mir nicht leicht. Gleich vorweg: auf 'Het wassen oog' wird erstklassig gearbeitet und es gibt unzählige Momente musikalischen Glücks. Doch diese werden so wild gemischt, gehen so abrupt ineinander über, dass mich das Album ein ums andere Mal vor den Kopf stößt und verschreckt taumeln lässt in meiner Begeisterung.

Sie selbst nennen es obskure Tanzmusik, Prophecy Productions avantgardistischen Black Metal. An sich ist es auch egal, denn es wird von wütendem Trümmern, über atmosphärische Parts bis hin zu beschwingem Folk alles geboten... und mehr, denn die Herren hinter den Masken agieren immer wieder überraschend, ich fühle mich mitgerissen in eine Welt, die einem Theaterstück gleicht: Alles wirkt verständlich, emotional und berührend und bleibt doch gleichzeitig kalt und distanziert. Ein wenig obskure Verrücktheit darf auch auf diesem niederländischen Werk nicht fehlen, manches Mal sitzt den Melodien der Schalk im Nacken und auf wilde Raserei folgt beschwingtes Jonglieren mit kabaret-artigen Strukturen. Gesanglich wird viel Abwechslung auf hohem Niveau geboten: das schwarzmetallische Keifen ist infernalisch, ohne aufzuregen, der Cleangesang ist nicht unbedingt schön, aber treffsicher und sehr passend in diesem seltsamen Reigen. Zum Reinhören empfehle ich vor allem die ersten drei Songs (insbesondere „Zomersneeuw“) und den Abschlusstrack – in meinem Ohren schwächelt das Trio während der dazwischenliegenden Titel ein wenig.

Ein „Daumen hoch“ vergebe ich nur unter Vorbehalt: ich genieße vier Titel voll und ganz, rate dringend zur Sichtung dieser und empfehle Zeit und Geduld für den Lauschangriff. Gleichzeitig sind da ebensoviele Stücke, die in meinen Ohren „nur“ in Ordnung gehen und den Genuss auf Albumlänge etwas schmälern. Fans des Projektes wird das nicht schrecken... und das ist gut so.