Was für ein Albumtitel! "Great irony and the politically s.e.x.plosive" – das zergeht nicht nur auf der Zunge, dieser Titel birgt mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit und lässt eine Menge Spielraum für Interpretationen. Noise-Terrorist ManosX weiß zu provozieren, auch mit seinem zweiten Album, das Ende Oktober erneut bei Hands Productions erschienen ist. Mit 15 neuen Titeln und zwei Remixes von Titeln des Vorgängeralbums durch befreundete Noiseschergen wie Greyhound und 100 Blumen gleicht die neue CD einem echten Koloss. Keinen Deut gefälliger als der heftig rumpelnde Vorgänger "First s.e.x.ual experience" walzt dieser vom ersten Ton an alles platt, was eben noch aufrecht stand. Schwer pumpende Rhythmen und Bässe, ausdauernde Noise- und Distortionorgien, wütende Voicesamples, und hartnäckige Geräuschdauerfeuer aus den Mitten der Schlachtfelder entladen sich in erbarmungslosen, gewaltakustischen Orgien. Scheinbar chaotisch-infernalisch entfesselt, gehorchen sie doch einer perfekt ausgeklügelten Struktur und Ordnung, welche den Stücken erhöhte Clubtauglich- und Tanzbarkeit zubilligt. Vielleicht wirkt "Great irony and the politically s.e.x.plosive" daher nicht ganz so "sperrig" wie sein Vorgänger und erlaubt einen leichteren Zugang zu den mit Wortwitz, Ironie und aufrichtigem Willen zur Provokation und Diskussion betitelten Stücken. Das Feld der Interpretationsmöglichkeit ist bei allen Stücken freilich sehr groß, muss doch ein jeder selbst entscheiden, wie er den Sound von Last Days of S.E.X. mit historischen, politischen und gesellschaftlich-sozialen Themen horizonterweiternd zusammenbringt. Titel wie „Racism as selfhate“ sowie "Apathy as capitalism" zeugen geradezu von eklatanter aktueller Brisanz – auch "At least destroy this cyberfashion", wenn man (augenzwinkernd) so will. Parolen wie "Viva Internationalism!" und "Work less, consume less, live more" möchte man sich am liebsten gleich auf die Fahnen schreiben und einfach auf ewig tanzen, doch bis dahin ist es leider noch ein weiter Weg. Freunde wird dieses Album aber sicherlich schnell finden – hat man sich einmal in dessen Rhythmus eingeklinkt, lässt einen dieser so schnell nicht mehr los.