Im noch frischen Musikjahr 2022 spendiert uns das Duo Láme Immortelle nach 4 Jahren Pause ein neues Album. Optisch ist es sehr schick aufgemacht, auch als aufwendige Artbook 3CD Edition für den treuen Fan erhältlich. Eine 47-minütige „Reise in seelische Untiefen“ wird auf dem expressionistisch gestalteten Cover angekündigt, dass weckt schon mal unsere Aufmerksamkeit – wir drücken also gespannt auf die Playtaste.

Die Reise beginnt mit „Still“ sehr ruhig, textlich geht es um Einsamkeit, Schwermut und Leere, musikalisch klingt es sehr ernüchternd, Musical oder Disney Film!? „Der Fluch“ ist ein klassischer Láme Immortelle Song – die Vocals wechseln zwischen Thomas Rainer und Sonja Kraushofer, der Refrain wird schön mit Gitarrenriffs untersetzt, gut tauglich für die Tanzflächen der Düsterclubs. „Catch my Fall“ ist ein einfallslos kitschiger Futurpoptrack, mit „Angst“ sind wir dann auch direkt beim Schlager angekommen, hier passt der schwermütige Text so gar nicht zur catchy Disco Musik. Der ruhige Track „everything just falls apart“ gefällt dann schon besser, mit „Asche“ und „Castaway“ werden wir dann aber auch direkt wieder zum Discofox eingeladen. „Dem Abgrund entgegen“ ist dann tatsächlich der Track, welcher dem Motto des Albums gerecht wird, schön schleppend und düster explodiert dieser am Ende regelrecht, eindeutig der stärkste Moment auf dem Album. So sind wir auch schon am Ende der Reise, mit „Said and done“ wird es langsam ruhiger und mit dem schleppend düsteren „Healer“ schließt das Album.

Fazit: Zugegeben ich war noch nie der große Láme Immortelle Fan, jedoch haben sie in ihrer 25-jährigen Karriere einige recht passable Hits gelandet. Auf dem aktuellen Album ist, mal abgesehen von 3 Tracks, musikalisch ganz viel Luft nach oben. Es ist sehr gut produziert und dem eingefleischten Fan wird es natürlich gefallen, wer eher anspruchsvollen Elektro bevorzugt wird hier natürlich enttäuscht. Was mich persönlich allerdings am meisten irritiert, ist die Symbiose aus Texten voller Angst, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit gepaart mit fröhlichen Schlagerarrangements. Wenn man „jeden Tag am Abgrund steht“ (Zitat aus „Angst“) dann singt man doch nicht fröhlich …ohohooh… Sorry, so passt es für mich gar nicht zusammen …