‚Witching Hour’, das letzte Ladytron Album verblüffte die Fans der rein synthetischen Musik wo bei den ersten Beiden Longplayer noch mit musikalischen Zuckererstzstoffen gearbeitet wurde mit elektronisch-düsterer Gitarrenmusik. Ein Umschwung der vielleicht Zuhörer kostete, aber auch neue Bewunderer inklusive Trent Reznor auftat, für den Ladytron schließlich den Support-Slot auf der Europa-Tour im letzten Jahr übernehmen durften. Über diese Verbindung fanden sich dann sicherlich auch die Band und Alessandro Cortini der zusammen mit Vicarious Bliss (Ed Banger Records) für die Produktion des neuen Werkes ‚Velocifero’ verantwortlich ist. Beim ersten Hören fällt bereits auf, dass Ladytron die neu gefundenen Gitarren-Sounds sehr lieb gewonnen und als festen Bestandteil in ihre musikalischen Strukturen übernommen haben, die Gesamtatmosphäre jedoch wieder bedeutend freundlicher als bei ‚Witching Hour’ erscheint. Das beweist auch die erste Single ‚Ghosts’, die mit einer zuckersüßen Melodie im Kontrast zu ‚Personal Jesus’-Gitarren wie bspw. auch ‚I’m Not Scared’ an die Leichtigkeit von ‚604’ in einem neuen Gewand zu erinnern weiß. ‚Kletva’ in Bulgarisch gesungen mit Hammond-Orgel als Hauptinstrument schwingt sich zwischen Air und Stereolab ein und bei ‚Versus’, einem Duett mit männlicher Unterstützung wird’s einem gar warm ums Herz ohne dabei peinlich berührt sein zu müssen: gut arrangierter Gitarrenpop hat noch keinem wehgetan. Keine Angst, auch die elektronischeren Songs sind in Form ‚They Have You A Heart, They Gave You A Name’ und vor allem dem synthetisch stampfenden ‚Predict The Day’ vorhanden. Die Anknüpfpunkte ans letzte Album lassen sich im ebenfalls bulgarisch gesungenen ‚Black Cat’ und ‚The Lovers’ finden. ‚Destroy Everything You Touch’ vom letzten Album war ein Standout-Track zwischen vielen mäßig guten Songs. Der Bogen der mit Velocifero aufgespannt wird, erscheint diesmal insgesamt harmonischer und durchdacht und so vereint der Longplayer hervorragend geplante Melodien, eine passende und interessante Produktion und die richtige Mischung zwischen Indiependent Musik und Pop-Elementen. Im alten neuen Stil hat das Album somit dem etwas sehr depressiven ‚Wtching Hour’ einiges voraus und wird evtl. dessen Kritiker in großen Teilen besänftigen können.