Die ungarische Combo Kriegsfall-U hat ihren Namen einer wahnwitzigen Idee von Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este entnommen, der Ungarn von der Landkarte tilgen wollte und den so genannten "Kriegsfall U"(ngarn) plante. Insofern also kein Wunder, dass ihr Debütalbum einen gewissen Bezug auf die ungarische Folklore nimmt. Zudem sind alle Lyrics auf dem selbstbetitelten Album in Ungarisch gehalten, ihre englische Übersetzung kann man im Booklet lesen, das gleichzeitig auch als Miniposter herhält. Nach der 7"-Split mit Wappenbund war es nur logisch, nun auch selbst den Schritt einer eigenen Veröffentlichung zu wagen. Musikalisch lassen sich Kriegsfall-U hingegen nicht so eindeutig festlegen. Irgendwo zwischen Ambient, Industrial, Ritual und Military Pop pendelt der Erstling. Orgelklänge, düsterer Sprechgesang und teils wuchtige Rhythmen lassen "Kriegsfall-U" beharrlich zwischen langsamen Melodien und aufschreckenden Beats pendeln. Hinzu kommt, dass mancher Track wie etwa "The Great Man I. - The Stance" sich in gähnender Belanglosigkeit ergeht und andere wie "The Ancient Lords" sehr schön mit folkloristischen Samples arbeiten, die sich wunderbar in den Song einfügen. Oder "Porta Heroum", dass mit massigen Beats und hallendem Sprechgesang sehr heroisch klingt. Irgendwie ein einständiges auf und ab, wobei aber der positivere Eindruck überwiegt. Etwas wirklich Neues gibt es auf Kriegsfall-U jedoch nicht zu entdecken. Dennoch bewahren sich Kriegsfall-U so viel Eigenständigkeit, dass sie sich nicht vor Vergleichen fürchten müssen. Allein die ungarischen Lyrics geben dem Album eine fremde und geheimnisvolle Note. Wenn sich die Musik auch noch weiter in diese esoterischere Richtung entwickeln würde und die guten Einfälle, die sich schon auf diesem Album zeigen noch weiter entwickelt würden, wäre Kriegsfall-U sicherlich bald ein Geheimtipp.