Kraftwerk waren Zukunft, Kraftwerk waren wegweisend, Kraftwerk waren und sind Vorbild. Vorbild unter anderem für Kretz, ein schwedisches Nostalgiekommando, das mit 'Gemeinschafts Informationen' nun überzeugen will. Enthusiasmus und nahezu alle Elemente des Originals hat man schon einmal an Bord, dezente aber vorhandene Besonderheiten für die Abgrenzung sind auffindbar... Schauen wir mal genauer nach. Auch wenn die ersten beiden Tracks tatsächlich wie früher klingen fühle ich mich mit zunehmender Spielzeit musikalisch eher an die 'Tour de France' von 2003 oder System oder Carboneids erinnert... zwei ganz ähnliche Projekte, die ich in der Vergangenheit besprechen durfte: wesentlich loungiger, fließender und diffuser als der Sound, den man mit Kraftwerk verbindet, treiben die Sounds dahin und wabern nicht unangenehm, aber eher unaufdringlich ins Ohr. Vor allem bei den Beats geht man auch eher moderne Wege (gut zu hören bei "Eliminate xenophobia"). Soweit, so solide. Doch zeichnet Kraftwerk für mich insbesondere der schöne Umgang mit der Sprache aus. Mit nur wenigen Worten schufen sie zeitlose Texte, die heute vielleicht altbacken wirken, aber ungemein effektiv und niemals kitschig. Auch Kretz liefern Texte in Deutsch und Englisch. Als nicht-Muttersprachler tun sich Kretz dabei mit den deutschen Texten keinen Gefallen - einfachstes Beispiel: "Gemeinschafts Informationen"... ne, das klingt einfach nicht und ist sprachlich nicht optimal. Und "Konsum wird unser Tod"....sein? Thematisch gibt man sich gesellschafts- und systemkritisch. Das ist nett und ihnen hoch anzurechnen, aber irgendwie anstrengend und wenig kreativ: Technische Überwachung, Maschinenübernahme, Konsumkritik und so weiter und so fort. Durch die genrebedingte Wortkargheit wird alles nur oberflächlich gestreift und kann kaum zum umdenken auffordern... Zusetzlich stößt mir negativ auf, dass ich oft Schwierigkeiten habe, die Texte zu verstehen. Stimmlage und Wortwahl müssen eben gut auf Vocoder-Verträglichkeit getrimmt sein, um nicht Brei hervorzubringen. Insgesamt also ein solides, unspektakuläres Album mit einigen Kinderkrankheiten. Wer weniger Wert auf die Umsetzung der Vocals legt und entspannte minimalistisch-elektronische Musik schätzt kann ruhig mal reinhorchen. So wirklich finde ich aber keine Gründe, weswegen man Kretz antesten sollte.