Kosheen ist eine Band, deren Veröffentlichungsrhythmus eher unregelmäßig ist, dafür überrascht die Band alle paar Jahre wieder durch ein neues Album und Konstanz in dem, was sie für Musik machen, ohne dabei auf dem Gewohnten hängen zu bleiben. 2012 ist der gewählte Zeitpunkt für Album Nummer 4, ‚Independence’. Die Vorabsingle ‚Addict’ mit bedrohlichen Bässen, die gerne auch mal ins gefühlt Aggressive moduliert werden und so einen Kontrast zum smoothen Beat und der eindringlich entspannten Stimme von Sian Evans setzen, war ein willkommenes Lebenszeichen, das Erwartungen an den Longplayer’Independence schürter, dessen Artwork irgendwie an Album No 2, ‚Kokopelli’, erinnert. Viel Info zum Werk gibt es im Booklet nicht, stattdessen ikonenhafte, dabei aber neuzeitlich geprägte Signs. Musikalisch auch diesmal ein Heimspiel der Bristol-geprägten Drei-Mann-Combo. Was bereits beim ersten Durchhören auffällt sind die sehr prominenten, in den Vordergrund gerückten Sounds, die ein wenig Goldfrapp der Supernatural-Phase einfließen lassen und mit hypnotischen Flächen verbinden, so zum Bsp. in ‚Bella Donna’. Auffällig viele instrumentale Passagen sind enthalten und machen die Songs oftmals zu Clubtracks, die wie bei ‚Dependence’ zunächst harsch erscheinen, sich dann aber mit einem in diesem Falle St. Etienne angelehnten Chorus wieder bis zur Schwerelosigkeit auflösen. Die bewusst teuflische, böse angelegte Seite hört man dann in Tracks wie ‚Manic’ oder ‚Enter’: stark bearbeitete Vocals, verzerrte Sounds und Dicke Beats erzeugen eine Stimmung jenseits des Pop ohne dessen Einflussbereich wirklich zu verlassen. ‚Independence’ ist nicht das Album das überwältigt, vielmehr bekommt man durchweg gut produzierte, wenngleich auch irgendwie schon mal da gewesene Bristoler Hausmannskost. ‚Addict’ als Single sticht positiv heraus, da hier die richtige Mischung zwischen Club, Trip-Hop und Pop gefunden wurde, wo viele andere Songs nicht auf dieser perfekten Welle mitreiten können.