In der Rubrik ‚kleine, feine Labels’ schauen wir heute in ein Land, das bisher eher durch Wurst und schlechte Witze von Harald Schmidt in Erscheinung getreten ist: Polen. Ungerechterweise, denn neben dem bereits beim Medienkonverter bekannten Vision Label, das Perlen von IAMX, Lowe und Camouflage unters Volk bringt, liegt mit dem Requiem-Label eine weitere Bastion der elektronischen Musik vor, diesmal im Dark-Ambient-Electronics-Bereich. Antoni Budzinski formiert unter dem Namen Klimt und hat im letzten Herbst das Album ‚Jesienne Odcienie Melancholii’ veröffentlicht. Darauf zu finden sind fünfundvierzig Minuten sphärische Soundcollagen unterschiedlicher Couleur. Eines haben sie gemeinsam: sie öffnen dem Elektronik-Liebhaber das Herz mit gekonnter Unaufdringlichkeit und musikalischer Größe. Dabei sind nur wenige Stücke wie ‚Heaven’ enthalten, die vollständige Harmonie suggerieren, vielmehr transportieren die Stücke in vielen Passagen Wehmut und Verletzlichkeit in einer Art, die sehr viel Identifikation des Komponisten mit seinem Werk verlangt. Ist wie bei ‚Ennui’ Gesang enthalten, erinnert das Präsentierte ein wenig an die isländischen Melancholie-Helden Sigur Ros, im instrumentalen Bereich darf auch schon mal zu Vangelis in der Blade-Runner-Phase (Hapinessless) oder dem Maps Album aus dem letzten Jahr (Dom Bez Scian) geschielt werden. Was sich durch das ganze Album zieht sind Flächensounds und leicht Beat-Pattern die an den passenden Stellen auch gerne Mal ausgesetzt werden um das Diffundieren der dichten Grundstimmung im Raum zu forcieren. Dass der ruhige Grundlevel wie bei ‚Spowiedz Syren’ stellenweise durch noise-angereicherte Passagen unterbrochen wird, stört dabei keineswegs. Kommerzielle Überlegungen scheinen Budzinski beim Einspielen dieses Albums völlig fremd gewesen zu sein: auch wenn das Ergebnis in keinster Weise schwerfällig oder sperrig geworden ist. Eventuell übernommene Muster bekannter Ambient-Künstler sind nur schwer zu erkennen und stützen so Klimts Eigenständigkeit im Genre.