Klaus Schulze ist zweifelsohne einer der Urväter der elektronischen Musik. In den siebziger Jahren erschuf er mit seinen Modularsystemen, Mellotrons und Moogs nie gehörte Klangwelten und ebnete mit seiner Pionierarbeit den Weg für eine völlig neue Art von Musik und beeinflusste somit ganze Generationen von Künstlern. Der Mitbegründer der Berliner Schule und ehemalige Tangerine Dream Musiker hat seit jeher ein enormes Output, das neben einer Großzahl von Solo-Alben auch stets Kollaborationen mit anderen Künstlern umfasste. So ist auch sein jüngstes Werk mit dem Titel „Farscape“ das Resultat einer kongenialen Zusammenarbeit, nämlich mit Dead Can Dance Sängerin Lisa Gerrard. Diese begab sich auf Einladung von Klaus Schulze für eine mehrtägige Session in dessen Studio. Das Ergebnis dieses spannenden Experiments liegt nun auf zwei CDs vor. Sieben, wie von Schulze gewohnt überlange Tracks, dokumentieren eine faszinierende Momentaufnahme, deren Fundament die halb komponierten und halb improvisierten Klangteppiche Schulzes bilden. Während die flächigen Sounds auf der ersten CD noch sehr episch, atmend, ja fast schwebend sind, so klingt der zweite Teil weitaus rauer, aufgewühlter und weniger warm. Dennoch verbindet beide Teile die für Schulze typische Klangästhetik aus warmen Mollakkorden und einem angenehmem Wohlklang. Über Schulzes beeindruckenden, hypnotischen Klangwelten thront die Stimme von Lisa Gerrard, die sich intuitiv in das sphärische Klangbett einfügt. Mit ihrem durchdringenden, phonetischen Gesang gelingt es ihr die Vorlagen von Schulze aufzugreifen, sie zu erweiten und zu interpretieren, ohne sie allerdings zu ersticken oder zu übertönen. Ein perfektes Zusammenspiel! Wirkliche Innovationen oder Überraschungen findet man auf dem Doppelalbum zwar nicht, doch das tut der Hörfreude keinen Abbruch - die verschiedenen Zutaten und Zitate aus der Historie von Klaus Schulze und den Welten von Lisa Gerrard machen „Farscape“ zu einem beeindruckendem Hörerlebnis, das mit intensiver Beschäftigung mehr und mehr an Substanz und Tiefe offenbart. Man muss sich nur darauf einlassen.