Puh, auch bei diesem Album ist ganz schön Zeit vergangen, genauer gesagt war unlängst Einjähriges. Irgendwie muss meine Rezensionsproduktivität dem time warp erlegen sein … Doch egal: Das vorliegende Album hat inzwischen mehr als 12 Monate auf dem Buckel, hört sich aber noch so gut an wie am Tag der VÖ. Nix mit Vorgeplänkel oder irgendwelchen Intro-Spielereien. Bei Kismets „Shades of clarity“ fällt man bereits bei Sekunde 1 direkt in die Mucke, und zwar so richtig. Mit Rocksound dieser Art bin ich zugegebenermaßen nicht besonders vertraut, wage jedoch zu behaupten, dass Hör-Ausflüge ins Radio bereits ähnliche akustische Erlebnisse zutage förderten. Will heißen: Kismet liefern handwerklich sehr gut gemachte, alltagstaugliche Rockmusik für ein breitgefächertes Publikum, zögern aber auch nicht, toughe Headbanger-pieces und epische Balladen zu feiern. Und wer sind jetzt eigentlich Kismet? Fünf ziemlich cool aussehende Herren aus der italienischen Provinz Venetien, die eine Vorliebe für straighten, ehrlichen Alternative-Rock pflegen, über dem der stimmgewaltige (englischsprachige) Gesang von Albert Eno steht. Das Debütalbum kam 2007 auf dem Markt, seitdem arbeitet das Quintett unermüdlich an neuem Song-Material und Videos und erspielt sich mit ausgedehnten Touren eine stetig wachsende Fangemeinde. Selbst wenn man eher wenig „familiar“ mit derartig griffiger Rockmusik ist, merkt man sofort, wie viel Energie, Spielfreude, Ehrlichkeit und Können hinter der Band und in diesem Album stecken. Die zündende Mischung aus Elementen von Metal, Psychedelic und Grunge, gespickt mit ausgefeilten, technisch extrem versierten Gitarrenriffs und ausgefeiltem Drumming ist in der Lage, für begeisterte Schnappatmung zu sorgen, so zackig preschen die elf Titel (selten mehr als vier Minuten lang bzw. kurz, dafür aber intensiv!) voran. Lediglich das Stück „Time“, dem eine überwiegend leise und melancholische Stimmung zugrundeliegt, wartet bei über 6 Minuten mit epischer Länge auf. Mit „Carry me down“ findet auch die klassische Ballade auf dem Album Platz, die jedoch an keiner Stelle ins Schnulzige abdriftet (aber eigentlich auch von Bon Jovi sein könnte ...). Kismets Gitarren-Rock hat ganz klar Stadion- und Open-Air-Festival-Qualität, wie die Band dann kleine Läden rockt, kann man sich bestimmt ausmalen. Derzeit befinden sich Kismet übrigens im Studio, um eine neue Single und ein neues Video aufzunehmen. Man darf also gespannt bleiben. Daumen hoch für diesen fetten Wurf aus Bella Italia!