Die Konstallation ‚Indie-Held trifft auf ambitionierten Elektroniker’ hat sich inzwischen am Musikmarkt gut etabliert. Das wohl eingehendste Beispiel dafür sind The Postal Service, wo sich Ben Gibbard (sonst unterwegs mit Death Cab fur Cutie) auf elektropop-dominierte Wege einlässt und die Pfade für Bands wie Werle und Stankowski oder jetzt eben auch KiloWatts & Vanek ebnete. Der Songwriteranteil bei KiloWatts & Vanek kommt, wie man anhand der Namen bereits erahnen kann von Peter Vanek, der in den Staaten lebt und von dort aus remote mit dem belgischen Musiker James Watts die Songs des gemeinsamen Outputs entwickelt. Aber auch die Melodien selbst zeugen davon, dass hier ein Amerikaner am Werk ist und man mit dem entsprechenden Gitarrenanteil und ein wenig mehr Durchstich beim Gesang viel eher bei Nu-Metal Bands wie Limp Bizkit oder Linkin’ Park herauskommen würde als bei europäischen Alternative-Rockern wie Radiohead, Kent oder Placebo. Zumindest die elektrische Gitarre bleibt aber schön im Kasten und stattdessen werden detailverliebte Untermalungen am Computer gestrickt, die die durchaus hörenswerten Melodien aus dem Einheitsbrei der vielen Indie-Bands herausheben und dabei ein eigenes, charakteristisches Fundament legen. Heraus kommen fiepsend-schöne Pop-Balladen wie ‚Morningstar’, ‚Sinnerstate’ und ‚Odyssey’ genauso wie etwas mainstream-fernere Songs wie ‚After You’ oder ‚So strange’. Das ist ein wenig so, als hätte man Nellee Hooper eine Remix-Auftrag für die Spitze der amerikanischen Alternative-Rock- Szene gegeben und das Ergebnis nochmal für die Anreicherung mit Unkonventionalität am Matmos weitergereicht. Manche der Songs hätte ich vielleicht auch lieber in einer konventionellen Instrumentierung gehört, allerdings muss man zugeben, dass die meisten Komposition von der Ausgestaltung her ansprechen und zunächst zum aktiven Zuhören einladen, bis sich der Zustand einstellt, dass man die Songs auch ohne den Kopf nur mit Herz und Bauch hören kann. Denn erst wenn man an diesem Punkt angekommen ist, lässt sich ‚Focus & Flow’ so richtig genießen, auch wenn sich mein Herz bei Werle und Stankowski noch immer ein kleines Stückchen mehr öffnet...