Killing Joke sind Kult, gar keine Frage: Fast drei Dekaden (wenngleich auch unterbrochenen) musikalischen Schaffens, immer wieder 'mal fast aufgelöst und dann doch wieder reaktiviert und zu neuer Größe erwachsen, schwungweise gute bis sehr gute Veröffentlichung quer über Stilgrenzen harter Musik hinweg, zudem vielleicht eine der vielgenanntesten Bands, wenn es um maßgeblich beeinflussende Bands hoffnungsvoller Nachwuchs-Musikanten geht. 2006 brachte für KJ-Fans mit "Hosannas From The Basement Of Hell" ein exzellentes neues Studio-Album, und jetzt, knapp ein Jahr später, liegt eine Doppel-CD mit einem weiteren sperrigen Titel in den Regalen. Goldene Zeiten also für Anhänger der schrägen Briten? Nun, darüber kann man diskutieren. Als erstes fällt auf: "Inside Extremities..." ist, drastisch formuliert, trotz der Länge "Resteverwertung" und somit eigentlich nur für Sammler und Fans überhaupt interessant. Insbesondere CD 1 fällt dort fast schon durch - vielleicht mag es gute Argumente geben, drei oder vier leicht verschiedene Proberaum-Versionen von ein und demselben Song ("Struggle") auf Silberling gepresst auf die Hörerschaft loszulassen; andererseits aber verstärkt dies auch massiv den Eindruck, Cash-In betreiben zu wollen über den Verkauf selbst des letzten Schnipsels bespielten Aufnahmebands, das irgendwie in den Archiven zu finden gewesen ist. Daran vermag auch das bislang unveröffentlichte, gutklassige, aber nicht überragende "The Fanatic" nicht wirklich viel zu ändern. Auf der zweiten CD stehen die Dinge etwas besser: Hier bekommt der geneigte Fan einen kompletten Live-Mitschnitt (aufgenommen im Rahmen der "Extremities"-Tour im Jahre 1991 in Frankreich) zu hören, der es auf beeindruckende 80 Minuten Spieldauer und somit zumindest zeitlich "value-for-money" bringt. Die Tracklist mag hier einigermaßen versöhnlich stimmen ("Money Is Not Our God", "The Wait", "Love Like Blood", "Intravenous", um nur einige zu nennen); qualitativ ist die Aufnahme für einen offiziell veröffentlichten Live-Mitschnitt zwar arg dürftig, aber die dadurch entstehende rauhe, ungeschliffenere Atmosphäre steht den Songs gar nicht mal so schlecht zu Gesicht. Bleibt, um zu resümieren, ein eher durchwachsener Eindruck: Verbunden mit dem spärlichen, lieblos aufgemachten Booklet, gibt es eigentlich kaum wirkliche Argumente, warum man für "Inside Extremities..." Geld in die Hand nehmen will. Killing-Joke - Fans neueren Datums und halbwegs ernsthafte Sammler dürften ganz gut über die Runden kommen, wenn sie diese Compilation als Live-Album mit Bonus-CD betrachten (obgleich es auch im Hinblick auf Live-Aufnahmen sehr viel bessere Veröffentlichungen von KJ gibt, etwa das kongeniale "XXV Gathering: Let Us Prey" aus dem Jahr 2005). Für alle anderen ist die Scheibe eher entbehrlich.