Das inzwischen siebte offizielle Studioalbum, die B-Seiten Collection nicht mitgezählt, liefern Kent mit ‚Tillbaka Till Samtiden’ ab. Um eins vorweg zu nehmen: es ist anders geworden als alles was man von Kent bisher gehört hat; am ehesten schließt es noch an ‚Hagnesta Hill’ und ‚Vapen un Ammunition’, die bisher elektronischsten Werke der Schweden an. Allerdings erscheinen die genannten Werke im Bezug auf den Anteil der vollsynthetischen Parts wie Waisenkinder.

Dass Kent trotzdem ihren unglaublich eingängigen Melodien und den typisch skandinavischen Gesang treu geblieben sind, das beweist gleich der erste Song ‚Elefanter’, der den Hörer zunächst in unbewusster Sicherheit mit akustischem Intro und schluchzender Gesangsspur wiegt bevor ihn nach zweieinhalb Minuten ein elektronischer Beat, wie er sonst einem Vince Clark gut zu Gesicht stehen würde, aus allen Wolken reißt. Dieser Song wird zukünftig sicherlich als ein fester Repräsentant des Albums zitiert werden, sticht er mit sich steigernder Intensität melancholisch und zugleich zurückhaltend aus den elf neuen Songs hervor. Nach ersten Irritationen bzgl. des ganzen Albums, die sich nach einigen Durchläufen größtenteils aufgelöst haben, ist ‚Berlin’ noch immer einer der Songs in denen die Parts aus dem Synthesizer ein wenig unverhältnismäßig wirken, fast so, wie die Frau auf dem wirklich großen Pferd, die vor dem rosa gefärbten Himmel vielleicht den Wandel weg vom durch zerschmetternde Wirklichkeit geprägten ‚Du är jag Döden’ hin zu einer eher in flockigen Pastelltöne gefärbte Welt hin andeutet. ‚Ingenting’, die erste Single spaltete bereits die Fan-Nation, persönlich schätze ich die Kraft, die diesem Song nach einem Cembalo-gefärbten Intro begleitet, von den Gitarren-geprägten Zeiten verabschiedete man sich jedoch damit sehr deutlich.

Der wohl schönste langsame 12/4-Takt seit OMD’s ‚Maid of Orleans’ ist mit ‚Columbus’ am Start, das bewusst macht, wofür man kennt liebt: für die Traurigkeit, die Joakims Stimme wie nur wenige andere transportiert und die passenden Akkordwechsel, die dieses Phänomen auf unglaublich stimmige Weise unterstützen. Auf einen Royksopp-Remix darf man hoffen, wenn ‚Vy Från Ett Luftslott’ so tanzbar wie Kent nur selten waren den Gute-Laune-Part des Albums übernimmt. In guter Kentscher Tradition gibt’s mit dem lezten Song ‚Ensammast I Sverige’ eine epische Ballade, die zwar nicht die Qualität eines ‚747’ oder gar eines ‚Mannen i den vita hatten’ erreicht, trotzdem durch die extrem gelungene elektronischen Clicks und Clongs im Beat überzeugt.

‚Tillbaka Till Samtiden’ ist nicht Kents stärkstes Werk, die Band hat es jedoch geschafft glaubwürdig ihren Stil zu ändern. Einen Aufguss von ‚Du är jag Döden’ hätte man der zum Quartett geschrumpften Combo wohl auch nicht abgenommen. Und das schönste: im nächsten Jahr ist laut Promo-Sheet eine Deutschland-Tour geplant. Kent sehen uns sterben… Man darf sich freuen!