Optisch könnte Kele auf dem Cover seiner ersten Solo-CD die Nachfolge von Seal antreten. Dezente schwarz-schwarze Fotos mit Anspruch zeigen den Sänger der Bloc Party in souveränen Posen. ‚The Boxer’ heißt das Album und scheint der Befreiungsschlag eines Mannes zu sein, der sich von seiner Band, die in einem Wandlungsprozess nicht alle Fans mitnehmen konnte, versucht zumindest temporär zu trennen. Was nun in zehn Songs transportiert wird, ist nur bedingt das, wofür eine Bloc Party bisher stand, denn es geht um Clubsounds in breiter Ausgestaltung. Von Craig David bis Prodigy lässt sich stimmlich und von der Produktion alles aus den Songs heraushören. Das Album entwickelt sich wie folgt: zuerst irritieren Songs wie das mit Full Metal Jacket Gesang bestückte ‚Walk Tall’ und das 2Step-Derivat ‚On The Lam’ mit Michael Jackson Gedenkstimme, dann jedoch klärt die erste Single ‚Tenderoni’ die getrübte Stimmung und führt über den nicht so recht durchstartenden ‚The Other Side’ zum eigentlich bemerkenswerten Teil des Albums über. Ab ‚Everything You Wanted’ klingt Kele dann wieder wie Kele Okereke, der Sänger der hippen Indie-Band, und das gefällt. Auch die Produktion des fünften Songs sticht zum vorher gehörten heraus, und wenn man ins Booklet schaut, weiß man auch warum. Kein geringerer als French-House-Legende Philippe Zdar wurde verpflichtet, drei der Songs ein interessantes Äußeres zu verpassen. Genau diese drei Songs bilden das Triumvirat der zehn nicht so recht in eine Richtung gehen wollenden Darbietungen. Auch das anschließende ‚All The Things I Could never Say’ hat Charme und Charakter mit eher verstörenden Soundscapes a la Björk. Langsam brodelt und rumpelt es, der musikalische Vulkanausbruch über England bleibt jedoch glücklicherweise aus. ‚Yesterday’s Gone’ schließt dann wieder etwas überproduziert, jedoch nicht störend die vierzig Minuten Berg-und-Talfahrt ab. ‚The Boxer’ klingt etwas unentschlossen, kann jedoch bestimmt eine große Hörerschaft mit unterschiedlichen Songs abholen. Der große Wurf ist es nicht geworden, dazu fehlt die Konsequent im Handeln und die Entscheidung für das angestrebte Ziel.