Zusammen mit der Demo-Zusammenstellung 'Unearthed 2000-2002' sollte jeder Ambientfan auch 'The Nest' in den Warenkorb legen. Nein, dieser unromantische Einstieg in das erste Kammarheit Album seit zehn Jahren soll nicht von einer minderen Wertigkeit des Produktes zeugen, vielmehr muss ich da nicht lange herumreden: das lohnt sich deutlich. 'The Nest' ist vor allem im direkten Vergleich mit den ersten Klangerzeugnissen Pär Boström eine intensivierte finstere Reise. Der Ansatz ist ähnlich, doch 2015 klingt Kammarheit noch perfekter und damit trotz der langen Pause schlüssig an den Vorgänger 'The Starwheel' anschließend. Die minimalen Mittel, mit denen der Geist entführt wird, sind so gekonnt eingesetzt, dass man sich auch bei hochsommerlichen Temperaturen eine Jacke überwerfen möchte. Mich begeistert vor allem die Tatsache, dass die Stücke auf 'The Nest' und die entstehenden Bilder recht leicht zu erschließen sind und gleichzeitig nicht oberflächlich oder beliebig wirken. Gerade im Vergleich mit eben jenen rohen Aufnahmen aus den frühen Jahren des Projektes zeigt sich hier die deutliche Entwicklung. Die Reise im Geiste bringt mich genau an einen solchen Ort, vor dem mich das Artwork schon warnte. Es ist kalt, nebelig, alles ist von einer klammen Feuchte überzogen. Ich fühle mich unwohl. Während der gesamten Spielzeit schafft es Kammarheit, die bedrohliche Stimmung aufrecht zu erhalten wobei der Titel 'The Nest' ist auch nicht besonders tröstlich ist, da man nun in den Schatten das Böse erwartet. Eine Erlösung gibt es nicht wirklich, wenn auch "Aeon" ein wenig sanfter klingt. Pär Boström ist zurück und 'The Nest' ein guter Grund, den Namen Kammarheit noch ein Stück anerkennender zu nennen.