Wir schreiben das Jahr 1980. Ich war noch nicht mal ein Funken in den Augen zweier Teenager (zumindest schon kurz davor), Ronald Reagan wird zum 40. Präsidenten der USA gewählt, Deutschland gewinnt die Fußball-EM in Italien und die NWOBHM befindet sich in der heißen Phase. Bands wie Saxon, Iron Maiden oder auch Def Leppard streiten um die Krone. Doch im Jahre 1980 setzt sich eine andere Band deutlich an die Spitze – Judas Priest. Ihr sechstes Album treibt den Zeitgeist an die Spitze und findet de ultimativen Albumnamen: „British Steel“. Noch heute muss dieses Album in jeder langhaarigen Plattensammlung seinen Ehrenplatz haben. Auch wenn viele „Painkiller“ als das beste Album der Briten sehen, so ist doch „British Steel“ allein schon wegen seiner Hitdichte, das ultimative Judas Priest-Album. Wer innerhalb von 36 Minuten (braucht ein richtig starkes Album eigentlich mehr Spielzeit? Nein!) Songs der Marke „Breaking The Law“, „Metal Gods“, „United“ oder „Living After Midnight“ vereint, dem ist der Metal-Thron gewiss. Nun erscheint 30 Jahre später eine umfangreiche und aufpolierte Anniversary Edition. Als erstes fällt natürlich das veränderte Artwork auf. Wo früher eine Hand das Rasierblättchen hielt, tropft es nun Blut – über Geschmack lässt sich streiten, aber diese Änderung ist dennoch unnötig und nimmt etwas Glanz. Egal – was zählt ist auf dem Platz bzw. auf der CD. Und diese kommt mit einem packenden und frischen Sound aus der Ecke. Es knallt, es kracht – es macht auch nach 30 Jahren tierisch Spaß. Um die Fans zu verwöhnen, hat man die beiden Bonus-Songs der 2001er Wiederveröffentlichung (die fantastische Hymne „Red White & Blue“ sowie „Grinder“ in der Live-Version) gleich mit dazugepackt. Um die Veröffentlichung richtig lecker zu machen, liegt neben dem Album auch noch eine Live-DVD bei. Dieses enthält die komplette Show aus Hollywood (Florida) vom 17. August 2009, bei dem die Recken zu Beginn das komplette „British Steel“-Album zum Besten geben. Gut, die Haare sind etwas grauer (oder gar nicht mehr vorhanden), die Falten tiefer, aber die einzigartige Priest-Atmosphäre ist geblieben. Rob singt wie ein junger Gott und die Gitarrenduelle von Tipton und Downing stellen die Nackenhaare immer noch quer. Metal in seiner reinsten und besten Form. Damit die Fans nicht nach 45 Minuten die Arena verlassen, zocken Halford und Co. nach „British Steel“ noch diverse Klassiker, wobei sich mit „Prophecy“ sogar ein Song des umstrittenen „Nostradamus“-Albums verirrt hat. Großes Kino, mit leckeren Bilder und einem starken 5.1 Sound. Als finale Abrundung gibt es noch ein über 30minütiges Making Of zu diesem Kultalbum, bei dem die Protagonisten erfreulich oft zu Wort kommen. Was will man mehr? Vielleicht das Live-Konzert noch auf CD? Wer genau diesen Wunsch hegt, für den ist die 3 Disc Version genau die richtige Wahl. Wer das Original im Schrank stehen hat, sollte es in die Hand nehmen, in Erinnerungen schwelgen, der Platte einen Kuss geben und es nie vergessen. Aber dann sollte man sich diese Neuauflage besorgen. Die ultimative Dosis „British Steel“, wird alte und neue Fans begeistern und zeigen, warum das Jahr 1980 ganz klar von Judas Priest beherrscht wurde. Kult!