Der Auftakt zu Holly Looses Soloalbum rammt mit Macht ein Zeichen in den Sand: Mit „John Maynard“ vertont Holly die weit über hundert Jahre alte Ballade Theodor Fontanes, das große Heldenlied vom Steuermann, der sein Leben opfert, um Schiff, Passagiere und Crew zu retten. Da ist nichts ironisch gebrochen, da wird nichts relativiert, da ist das Pathos echt, da gibt es keine Grautöne und keinen doppelten Boden: „John Maynard“ ist Heldenverehrung pur, ein Lob- und Preislied auf Pflichterfüllung und Loyalität, Dienst an der guten Sache und Selbstlosigkeit – ein Lied von einem mutigen Mann, nicht mehr und nicht weniger. Ein zeitlos grandioser Text, der in unserer Zeit des Zweifels und der Vieldeutigkeit aus dem Rahmen fällt: Holly Loose holt den Seemann aus seinem nassen Grab, setzt ihm ein ehrliches musikalisches Denkmal mit gewohnt tiefer Rockröhre, hart und doch einfühlsam. Angst um und Bewunderung für den Steuermann, das Lob seiner Taten und die Trauer um seinen Verlust: Mit minimalistischen Mitteln und genau darum so treffend und bewegend machen Song und Video klar, wohin das Album „Melancholia“ die Segel gesetzt hat: Auf ein düsteres Meer, doch vor allem ein Meer, das Raum und Zeit für Trauer und Nachdenklichkeit, Ernsthaftigkeit und Innehalten bietet. Wie bei John Maynard ist es eine beängstigende, manchmal eine verzweifelte, stets notwendige Fahrt, für die es vor allem eines braucht: Mut.