Lange war es wieder mal ruhig um Joachim Witt, jenem Künstler der einst zu Zeiten der Neuen Deutschen Welle seinen Durchbruch hatte und dessen Erfolg ebenso wie jene Welle gegen Mitte der 1980er Jahre verebbte. So ganz war er nie von der Bildfläche verschwunden, doch erst 1998 feierte er ein fulminantes Comeback mit „Bayreuth 1“ und vor allem mit dem Riesenhit „Die Flut“, einem Duett mit Peter Heppner. Plötzlich war er wieder in aller Munde. Seine Musik hatte er dem Zeitgeist angepasst, sein NDH-Sound harmonierte perfekt mit seinem Hang zum Bombast und Pathos. Aus diesen Zutaten formte er auch die Nachfolgealben, jedoch begann ab 2003 mit „Pop“ der Erfolg wieder nachzulassen. Doch nun ist Witt wieder da und kredenzt uns „DOM“ – ich muß schon sagen dass ich sehr gespannt auf dieses Album war, zumal es für mich doch sehr überraschend kam da ich in den letzten Jahren die Karriere des Herrn Witt gar nicht mehr so aktiv mitverfolgt hatte. Auf seinem neuen Album verarbeitet Witt nun die Aufs und Abs des (und seines) Lebens, in die sich wohl jeder irgendwie hineinfühlen kann. Alles dreht sich um Untergang und Wiederauferstehung, um das ewige Thema Liebe, um Verzweiflung aber auch um Hoffnung. Das alles verpackt der Meister in ein recht elektronisches Gewand, welches den härteren Sound der letzten Alben weit hinter sich lässt. Seiner Leidenschaft fürs Pathos und Bombastische ist Joachim Witt jedoch uneingeschränkt treu geblieben. Manchmal scheint er es damit ein wenig zu übertreiben, bei Liedern wie „Gloria“ oder „Beben“ betreibt er eine regelrechte Gratwanderung zwischen Kunst und Kitsch, was wahrscheinlich auch von ihm so gewollt ist und durch die fehlenden (harten) Gitarren besonders hervorgehoben wird. Überhaupt ist die gesamte Instrumentierung auf Atmosphäre ausgelegt, was auch sehr gut gelingt. Wenn die Streicher sich ein wenig zurückhalten, gefällt mir Witt allerdings am besten, „Tränen“ und „Untergehen“ sind herausragende Stücke die vor allem von seiner Lyrik und seiner hervorragend in Szene gesetzten Stimme leben. Herzschmerz gehört dazu, ohne den wäre Witt nicht Witt und das macht seine Kunst aus. Das Album wird mal wieder polarisieren. Die einen werden es lieben, die anderen werden es als „Pomp-Pop“ abtun. Aber eines muß man Joachim Witt lassen – er versteht es wie kein anderer deutscher Künstler pathetisch und (wort)gewaltig zu klingen ohne je peinlich zu wirken. Ich für meinen Teil bin jedenfalls froh, dass er wieder zurück ist und so manchen Nachahmer in seine Schranken verweist. Älter ist er und weiser und immer noch spannend...