Daß Australien ein wunderschöner Kontinent ist, den jeder einmal im Leben besucht haben sollte, steht außer Frage. Ebenso die Tatsache, daß Australien von jeher immer Garant für hervorragende Rockmusik war und ist: Rockveteranen wie „AC/DC“, „Little River Band“, „Rose Tattoo“ stammen ebenso von „Down Under“ wie neue, aufregende Bands wie „Wolfmother“ oder die AC/DC-Klone „Airbourne“. Stellt man den geneigten rockinteressierten Australier vor die Wahl des besten Solointerpretens, so wird neben John Farnham (ex Little River Band) der gebürtige Schotte Jimmy Barnes (ex Cold Chisel) am häufigsten genannt. Barnes, der mit seiner Familie im Alter von 4 Jahren von dem regnerischen Schottland in das immersonnige Australien auswanderte, ist in Australien ein Volksheld, der sich durch seine Musik und darüber hinaus immer für die Armen und Schwachen der Gesellschaft eingesetzt hat; nicht umsonst kann man von ihm voller Anerkennung als „der australische Bruce Springsteen“ sprechen. Zu ersten Ruhm kam er Mitte der 70er Jahre mit der Band „Cold Chisel“ und dem Smash-Hit „Khe Sanh“.Nach dem Split der Band startete Jimmy Barnes 1984 eine Solokarriere, die ihn mit seinem Zweitlingswerk „For The Working Class Man“ 1985 in den Rockolymp katapultierte und in 7x Platinauszeichnungen in seinem Heimatland gipfelte. Die nachfolgenden Studioalben „Freight Train Heart“ von 1987 und das geniale 1990 veröffentlichte „Two Fires“ sahen Barnes auf der Höhe seines Schaffens: treibender, roher, erdiger Gitarrenrock, dazu Barnesʻ unverwechselbare dreckig-rauhe Stimme machen diese Alben für jeden Fan des Rocks unverzichtbar und dürfen in keiner pflichtbewußten Sammlung fehlen. Auch nach 20 Jahre haben diese Scheiben nichts von ihrem Reiz verloren und klingen auch heute noch „up-to-date“. Mitte der 90er wurde es ruhiger um ihn und er machte nur noch privat Schlagzeilen, als er komplett Bankrott ging (sein Musiklabel sowie die Modefirma seiner Frau gingen zur selben Zeit pleite). Als „Stehaufmännchen“ bekannt, arbeitete Barnes an seinem Comeback, das er Anfang 2000 in Angriff nahm. Das nun vorliegende 2007er Album „Out In The Blue“ zeigt einen immer noch äußerst fitten Sänger, dessen Stimme nichts von seiner Magie eingebüßt hat. Die unbeschwerte „Drauflos-Rock“-Devise früher Tage ist einem gemäßigten, balladesken Bluesrock-Stil gewichen, wie es einem Mittfünfziger auch besser zu Gesicht steht (und auch seiner Bühnenperformance entgegenkommt, hat Barnesʻ sich doch 2007 einer Herzoperation unterziehen müssen). Egal ob der Opener „I Canʻt Tell You Why“, der wunderschöne Rocksong „Out In The Blue“, das treibende „Red Light“, oder die langsame Bluesnummer „Everythingʻs Changing“ (Hammergesang!): es stimmt hier einfach alles. Man hört und merkt, daß hier ein absoluter Vollblutmusiker am Werk ist, der seine Musik liebt und lebt und das überträgt sich auch auf den Hörer: man ist gepackt von der Intensität, mit der Barnes seine Geschichten zum Besten gibt und leidet förmlich mit ihm mit, wenn er beispielsweise im „Blue Hotel“ unterlegt zu Piano und Kirchenchor seinen Seelenfrieden zu finden sucht. Gänsehaut pur! Zugegeben: die eine oder andere Ballade weniger, dafür etwas mehr im Stile des Titelsongs oder „Red Light“ hätte es schon sein dürfen, aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Als Einstieg in die Jimmy Barnes-Welt seien die o.g. Alben jedem interessierten Rockfan dringend ans Herz gelegt, wer es eher ruhig, bluesig angehen lassen will, dem sei dieser Output empfohlen.