„What’s the use of a label these days?“ Jens Bader, der diese Frage auf seinem Myspace-Profil stellt, beantwortet sie indirekt damit, in den letzten 5 Jahren ohne jedweden Plattenvertrag satte 6 Alben veröffentlicht zu haben. Der musikalische Workaholic aus Baden-Württemberg schaffte es bislang jedoch trotz beachtlicher Qualität seines Outputs nicht, über die Grenzen eines engen Fankreises hinaus Bekanntheit zu erlangen. Und das, obwohl er im Vorjahr sogar im Vorprogramm eines Konzertes von Anne Clark auftreten durfte. Das sechste Album „Climax“ knüpft thematisch an die Vorgänger an. Zu detailverliebten elektronischen Arrangements trägt Jens sehr persönliche Texte vor, die teils selbstironischen Bezug auf alltägliche Begebenheiten nehmen und komplizierte zwischenmenschliche Beziehungen auf einfache Schlussfolgerungen runterbrechen. „I’ve always thought you were high civilized“ lautet der Refrain des Ohrwurms „Highly Civilized“, der zu den stärkeren Stücken des Albums gehört. Musikalisch knüpfen die Songs in ihren besten Momenten an die Leichtigkeit Erasures, der Stilsicherheit der Pet Shop Boys und an den Groove von Iris zu deren „Awakening“-Zeiten an. Im Gegensatz zu früheren Veröffentlichungen ist das Klangbild deutlich vielschichtiger, ohne dabei allerdings unruhig zu wirken. Man spürt, wie intensiv sich Jens mit seiner Musik identifiziert und wie sehr er bemüht ist, DEN perfekten Popsong zu kreieren. Leider fehlt „Climax“ ein echter Hit, der sich vom Rest abhebt und sofort im Ohr hängen bleibt. Auf „Lucky Streak“ war es das humoreske „Do I have to enlarge my penis?“, während “Zenith” und “Out of phase” mit “Being Killed” und “Darling of fortune” ähnliche Knaller zu bieten hatten. Beim aktuellen Album bleibt ein derartiger Fixpunkt aus - der Opener „Wrong with me“ und „Teach me a lesson“ schrammen an diesem Status knapp vorbei. Doch diese Einschränkung sollte Leser, die ob dieser Rezension neugierig auf die Diskografie Jens Baders geworden sind, nicht vom interessierten Probehören abhalten. Es gibt auf „Climax“ gut produzierte, unaufgeregte Popmusik zu entdecken, die definitiv eine breitere Hörerschaft verdient hätte.