Während unser eins mit Schlesien am ehesten Würste und Geschichtsrevisionisten in eigenwilligen Trachten verbindet, waren die Gedanken von Jeniferevers Vokalist und Texter Kristofer Jönson offensichtlich eher in familiären Gefilden unterwegs – der Fronter verarbeitet auf 'Silesia' den Tod seines Vaters, von welchem er vor zwei Jahren am Berliner Ostbahnhof, früher schlesischer Bahnhof, erfuhr. Auf die Ohren gibt es von den Schweden, wie bereits auf den beiden Vorgängern, melancholischen Post Rock. Im Vergleich zu den beiden Vorgängern jedoch diesmal eingängiger und mit merklich erhöhtem Elektronikanteil. Die deutlich stärker verwendeten Synthies harmonieren aber hervorragend mit den verspielten Gitarren und vor allem aber auch mit Jönsons fragiler Stimme, der zwar weniger flüstert als zuletzt auf 'Spring Tides', es aber immer noch schafft, eine melancholische Grundstimmung in die Songs zu transportieren. Das Songwriting ist, alleine schon durch den verstärkten Synthieeinsatz noch Vielschichtiger geworden, sodass die vier Musiker auf ihrem Drittwerk zwischen Indie, Postrock und auch der ein oder anderen poppigen Melodie umherdriften, ohne dabei jedoch ein Grundmaß an Traurigkeit, vor allem in den Melodien, zu verlieren. Insgesamt schaffen Jeniferever es wieder, athmosphärisch dichte Songs zu kreieren, die trotz Überlänge nicht ansatzweise langweilig werden. Die Texte tun ihr übriges: Mal traurig, mal fröhlich, immer nachdenklich, immer schön. Alles Gute kommt aus Schweden – mein kleiner musikalischer Leitsatz lässt sich auf das dritte Album von Jeniferever problemlos anwenden. Die vier Schweden klingen auf 'Silesia' zwar etwas poppiger und eingängiger als auf den ersten beiden Werken, die Stücke büßen aber dabei nichts von ihrer Melancholie und der fragilen Schönheit ein. Wer es mal etwas ruhiger und nachdenklicher haben möchte, greife hier dringend zu.