2006 erschien ein Debut, dass mich auch nachhaltig umhaute und zeitweise alle anderen Alben aus meiner Playliste kickte. Ashbury Heights brachten mich zum mitwippen, mittanzen und nerven des Freundeskreises ("Die sind so toll, hör mal rein"). Doch nach einer nachfolgenden soliden EP war schon wieder Schluss und das Duo trennte sich. Während Anders Hagström unter gleichbleibenden Banner mit neuer Sängerin letztes Jahr eine durchaus solide Folgescheibe herausbrachte können wir seit Oktober auch Javelynn in den Händen halten. So der Name von Yasmine Uhlins neuen Projekt, dass sich mit "Chimaera at heart" die Ehre gab und nun auch auf meinem Schreibtisch gelandet ist. 10 Elektro-Pop Nummern, die sich deutlich an die selbe Zielguppe richten – hören wir mal rein. Musikalisch zeigen Javelynn etwas mehr Punkattitüde als die dagegen fast brav wirkenden Ashbury Heights: Vordergründig läuft da schöner elektronischer Pop mit leichtem Wave Einschlag und dem klassen Gesang von Yasmine Uhlin. Wie bei der Vorgängerband bieten Javelynn auch diese liebgewonnen Refrains, die sich sofort ins Hirn und die Beine fräsen. Im Hintergrund fahren die drei Schweden aber eine Palette rotziger, elektroclashiger und punkiger Querschläger ein, die bei den ersten Durchläufen im krassen Gegensatz zum Rest zu stehen scheinen. Da hört man schiefe E-Gitarren, härtere Elektroelemente und technoide Verzerrungen – und das obwohl eigentlich gerade ein fluffiger Mitsing-Refrain läuft. Für mich besonders und fein ist dabei die Nutzung eines an alte Video Spiele erinnernden Keyboard Sounds der fast schon an alte Atari Tage erinnert. Viele Lieder sind wie der Opener "Wannabe" auf cool getrimmt, sodass sich die mitreißende Wirkung erst nach einigen Versuchen einstellen kann. Insgesamt sollte man Javelynn mehr als einen Versuch geben und vor allem nicht das gesamte Album am Stück "erobern" wollen. Dann kann es schnell passieren, dass man mental abschaltet und nur noch Pop konsummiert um dann schließlich festzuhalten, dass alles sehr ähnlich klingt. Mit etwas Zeit zeigen aber viele Nummern zunächst nicht erkannte Stärken. Besonders hervorzuheben sind daber der eben benannte Opener, "Morphine", "Infinity" und "Oh dear". "La fin absolute du monde", "This song is not about you" und die beiden abschließenden Songs sind allerdings eher schwach, beziehungsweise einfach zu flach. Dabei ist der letzte Song übrigens aus einer Zusammenarbeit mit Ex-Kollege Anders Hagström entstanden – wirklich toll macht das den Song allerdings nicht. Und damit leite ich auch gleich zu den Abschlussworten über: Javelynn haben Spaß gemacht, waren kein lieblos hingeklatschter Versuch, mit einem halbwegs bekannten Namen ein wenig Kasse zu machen und zeigen, dass auch Yasmine Uhlin ihren Teil zum Ashbury Heights Debut beigetragen hatte. Aber es finden sich zu viele Filler auf dem Album und das Trio muss noch an der Eigenständigkeit arbeiten. Und mehr an den Elementen, wegen denen man das Projekt mögen soll – wollen sie nun coolen und charttauglichen Pop machen oder doch Freunde von Klangexperimenten ansprechen? Die fluffigen und schönen Refrains einiger Lieder würden zu beiden Varianten passen, die Standartmelodiesätze innerhalb anderer Songs hingegen sind einfach zu lieblos. Das klingt dann schon mehr nach Charts-Gleichschaltung. Das zweite Album wirds dann wohl zeigen.