Das Schöne an einem Janosch Moldau Release ist, dass er nicht vorhersehbar ist. Zwar kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass man ein interessantes Stück Musik im Köcher hat, dann jedoch muss man erst einmal reinhören, wie die Veröffentlichung so aufgebaut ist.

Enthielt die ‚Broken Pieces EP‘ noch vier Remixes der ersten Single ‚Broken Shoulder‘, die recht straight forward die Struktur des Songs in den Vordergrund rückten, darf bei der aktuellen Single ‚Sense for God‘, wie in Anfangstagen, der Sequencer als Hauptakteur auftreten. Eine Single-Version und vier extended Mixes liefern über eine gute halbe Stunde unterschiedliche Interpretationen des musikalischen Themas, belassen es mit dem Gesang aber beim radiotauglichen Single-Mix. Dieser strahlt flächig mit vielen neuen elektronischen Spielereien die traurig-gefühlvolle Stimmung aus, die sein großer, instrumentaler Bruder als ‚Obermoll Mix‘ bereits im Namen trägt. Irgendwie habe ich den ‚Obermoll Mix‘ auch schnell als Favoriten ausmachen können, denn hier wird wie in der ‚Redeemer‘ Zeit  auseinander geschnitten, neu zusammengesetzt und mit zusätzlichen, teils sperrigen Sounds ergänzt: der perfekte Soundtrack für den Herbst. Im verspielten ‚Adriatic Club Mix‘ verbinden sich Chorsamples am Anfang mit einem Sequencer-Lauf, der an die großen 12“-Mixes der 80er, in diesem Falle an ‚It‘s a Sin‘, erinnert. Die süßen, verspielten Klangteppiche verabschieden sich dann für die verbleibenden beiden Mixes, die insgesamt etwas minimalistischer ausfallen und dabei das ein oder andere Gesangsfragment als Beiwerk einflechten.

Wenn 2020 sonst auch ein mehr als mäßiges Jahr ist, kann man mit dem erhöhten Output einiger Künstler, und dazu gehört auch Janosch Moldau, zumindest einen positiven Aspekt erkennen. Und so darf man sich unterm Weihnachtsbaum, und da sitzen wir bereits wieder in dreieinhalb Monaten, auf eine Best-Of mit allen Single-Versionen aus dem spirituellen Musik-Laber in neu-Ulm freuen.