‚Home of Spiritual Pop’ – so nennt Janosch Moldau seine Homepage. Damit ist das Thema bereits festgelegt. Ein Dutzend Songs die sich vom Titel her und auch textlich um die Themen Religion, Erlösung und Vergebung drehen. So, jetzt bitte weiterlesen, denn es lohnt sich! Und ich als Konfessionsloser sollte das beurteilen können! Lange ist mir kein Album untergekommen, das so entspannte elektronische Songs am Stück bereitstellt, und dabei klassische Synthpop-Konzepte mit elektronischen Spielereien aus dem ‚Frickel-Bereich’ kombiniert, ähnlich wie sie bspw. auch Mark Bell beim letzten Depeche Mode Album Exciter ins Spiel gebracht hat. Die Farben, die Janosch Moldau für Homepage und Cover-Design herangezogen hat passen zur Musik: weiß wie die klaren, reinen Melodien mit ein wenig ‚blue’ für die mitschwingende Traurigkeit, oder besser gesagt Melancholie. Das Thema 'Farben' bietet einen guten Übergang zur Musik, denn beim Hören des Albums bekommt man das Gefühl, dass Janosch mit seinen Tönen malt. Dabei entstehen weniger aquarellartige Momentaufnahmen sondern vielmehr gut durchdachte, detailreiche Gemälde, die einerseits einen sofortigen Zugang gewähren aber auch beim erneuten Hören neue Details eröffnen. Die bereits vor einem guten Jahr veröffentlichte Single ‚On my Own’ mit dem liebenswerten, vor sich hin klickenden Rhythmus eröffnet ‚Redeemer’ und macht neuen Hörern bestimmt Lust auf mehr. Insgesamt eher ruhig ausgelegt enthält das Werk mit ‚Bleed on’ einen kraftvollen Ausreißer, der auf jeden Fall als zweite Single in Betracht gezogen werden sollte. Das geeignete Remix-Treatment könnte aus ‚Bleed on’ sogar einen clubtauglichen Song machen: eine dominante Bassline und eine Melodie, die nicht mehr aus dem Kopf gehen will schaffen es, dass meine Finger unweigerlich den Repeat-Button meines Players suchen. Eine ähnliche Dynamik baut auch der Song ‚Reloved’ mit seinem stellenweise an Kirchenlieder erinnernden Gesang in der zweiten Hälfte auf. Die kontinuierliche Steigerung innerhalb der Songs ist überhaupt ein Element, das sicherlich den Charme dieser Platte maßgeblich ausmacht. Von den langsameren Songs können vor allem ‚Loveroots’, ‚My Father’ und vor allem ‚Life is moving’ überzeugen, welches bereits in einer minimal instrumentierten Version auf der ‚On my Own’ Single zu finden war, im vollen Arrangement jedoch erst richtig das Potenzial des Songs aufzeigt. Mit ‚Baptized’ und dem Titeltrack ‚Redeemer’ sind noch zwei Instrumentals enthalten, wobei ‚Baptized’ ein eher melodisches, beruhigendes Thema verarbeitet wohingegen ‚Redeemer’ geheimnisvoll und dunkler daherkommt. Und als ob es noch nicht genug wäre schenkt uns Janosch als Hidden Track eine Reprise von On My Own, die nicht hätte fehlen dürfen um dem Ganzen einen würdigen Abschluss zu verleihen. Bei so viel Lob müssen ja irgendwo noch ein paar Kritikpunkte kommen. Und hier sind sie auch schon: der sakrale Charakter des Gesangs, der durchaus passt und Sinn macht, könnte an mancher Stelle etwas sparsamer eingesetzt werden. Auch sind auf die Dauer die sehr religiösen Texte für Menschen, die dazu nicht den Bezug haben, eher schwierig. Klar, jedem das Seine, aber mit einem Produkt möchte man ja letztlich doch ein Publikum erreichen... Zur Instrumentierung und Produktion hingegen ist nichts zu beanstanden, so dass die oben beschriebenen Punkte zwar Abzüge in der B-Note bedeuten, diese aber nicht wirklich ins Gewicht fallen. Eine überzeugende Leistung im Bereich der intelligent angelegten elektronischen Popmusik. PS.: Snippets aller Tracks können auf janoschmoldau.com probegehört werden.