‚Lektion Nr.1 an alle Star Searcher und DSDS Pupser. Man singt mit dem Herzen und nicht mit dem Gesangstrainer!’ schreibt Janosch Moldau auf Facebook. Zwar bezieht er diesen Ausspruch nicht auf sich sondern Martin Lee Gore, damit aber auch auf eines seiner Idole. Und so muss man fragen, ob Janosch mit ‚Lovestar’ ein Album veröffentlicht hat, das von Herzen kommt und ins Herz des Hörers trifft. 

Drei Songs sind bereits von den beiden Vorab-Singles bekannt und mit der Single-Version von ‚Second Best’ ist definitiv die richtige Abmischung des Tracks mit stampfenden Beats und vordergründigen Synth-Sounds auf dem Album gelandet. ‚Into This Life’ wurde nach dem gleichen Muster klarer und kraftvoller neu abgemischt und klingt nun schlüssiger als auf der ursprünglichen Single. Der Flow ist es, der hier besser umgesetzt wurde und die Größe des Songs herauszustellen weiß. Insgesamt ist ‚Lovestar’ das erste Album von Janosch, das stärker vom sperrigen Minimal-Sound in Richtung Electropop ausgerichtet ist und das fortführt, was mit der Remix-EP ‚Clear/One With The Sinner’ angestoßen wurde. 

Zunächst eröffnet jedoch ‚Lovestar’, der Titeltrack des neuen Werkes und zeigt die Ausrichtung zum Herzen schnell und deutlich auf. Melancholie statt Beats, den Fokus auf Stimmung und nicht auf Club-Tauglichkeit wird der Mut bewiesen, eine Single zu veröffentlichen, die von ganzem Herzen Ballade ist. Dem gegenüber steht Mellow-Pop mit Piano-Riff und Möwengeschrei im Hintergrund in ‚The Final Show’ oder auch ‚My Love’. Mit ‚Satellite’ ist auf dem Album ein Song enthalten, der durch fast experimentelle, nicht strikt durchgetaktete Struktur heraus sticht und das in instrumentaler Form. Zwei Minuten Construction Time, die mehr als ein schlichtes Zwischenspiel sind. Genau in der Mitte dann der Song, der für mich persönlich als einziger nicht so recht überzeugen kann und irgendwie noch nicht rund erscheint: ‚Enough’, bei dem der Gesang über eine recht einfach gestrickten Komposition durch eine unsichtbare aber spürbare Trennschicht separiert zu sein scheint, will einfach nicht bei mir ankommen. Egal, denn mit ‚Empty’ schiebt sich ein unkonventioneller, ruhiger Song hinterher, der schlüssiger nicht sein könnte. Zwischen den zwei Instrumentals ‚No Gender’ und ‚Devadasis’ hat sich dann mit ‚Abraham’ zum Schluss noch ein Song eingeschlichen, der es explizit verdient hat besprochen zu werden: eine recht schnelle Synthline, die auch von The Knife sein könnte, dominiert das Geschehen, wo Beats und Gesang eher bedächtig erscheinen und schafft so eine sehr spezielle, einzigartige Stimmung. 

Auch wenn sich Janosch Moldau mit jeder Platte ein wenig neu erfindet, handeln die Songs noch immer von Religion, Gefühlen, Abhängigkeit und Einsamkeit und die Songs haben weiterhin den leicht sakralen Charakter, der als Markenzeichen den Wiedererkennungswert ausmacht. Und auch wenn an der stimmlichen Perfektion noch ein wenig gearbeitet werden kann, schön, dass es endlich ‚Lovestar’ gibt, viel zu lange mussten wir darauf warten…