Mit „...unter den Nadelbäumen“ erschien 2007 die erste Demo eines definitiv sehr eigenen deutschen Projektes : Jan Dorn aus Berlin sind 4 Musiker, die mit ihrer dunklen Deutscher Härte der Marke Oomph zu überzeugen versuchen. In jedem Fall fielen sie mir bereits durch das interessant gestaltete Coverartwork auf und ganz besonders durch die mühevolle Werbung, die bei der Vergabe der Promo betrieben worden ist : eine ganze Mappe mit Photos, Bandbio, Vorgeschichte, Live-Stationen und bisherige Reviews sorgen auf jeden Fall für ein gutes Fundament für eine Review. Sechs Titel finden sich auf dieser Demo, dies scheint aber eine überarbeitete Version zu sein, denn in den Pressetexten der Mappe werden nur 5 Titel erwähnt : Anscheinend wurde ein erwähntes „7 Teller Pech“ ausgetauscht und „Unter den Nadelbäumen“ und „Zusammenhalt“ hinzugefügt. Kleinere Stringenzfehler können aber passieren, wenn man ganz am Anfang steht, also gleich mal rein mit dem Silberling und „Mein Feind“ erschallt. Psychodelische Keyboardlinien, druckvolles Gitarrenspiel und solides Drumming bieten das metallische Grundgerüst um den Gesang von Jan Lubitzki zu begleiten. Dieser zeichnet sich übrigens auch für die Drums verantwortlich – nach Hören der ganzen Demo würde ich aber einen Drummer empfehlen, damit sich jeder auf einen Teil konzentieren kann. Der Gesang ist, wie bereits die vollmundige Werbung verspricht, etwas besonderes : bereits als Sänger der Thrash Metaller Depressive Age konnte er einige Erfolge verbuchen und die Erfahrungen merkt man ihm an. Mit viel Exzentrik und Verschrobenheit lebt er den Text, schwankt zwischen schönem, klaren Gesang und vereinzelten Schreien. Der Song selbst weiß durchaus zu gefallen, der Text ist gelungen und passt zum Sound, alles aber relativ typisch für diese Musikart. Der Sound ist schön räudig, besonders die schrägen Keyboardklänge schaffen eine leichte kranke Stimmung. Leider sind die Gitarren vollkommen drucklos abgemischt und das Schlagzeug kling nach Dosenschreck. Wenn wir das aber auf die Demo schieben, dann bleibt ein guter Song, also weiter. Mit „Sommer“ folgt dann eine Überraschung : Eine blütenleichte Melodie, die an die 80er erinnert und unbeschwert zu gefallen weiß. Mir persönlich gefällt gerade dieses Lied ganz besonders (und das nicht nur, weil die folgenden Tracks ziemlich schwach sind) und ich würde mir wünschen, wenn sich Jan Dorn irgendwo zwischen „Mein Feind“ und „Sommer“ einpendeln würden – dann könnte ich mir sogar überlegen ein ganzes Album kaufen zu wollen. Sommer hat einen schönen Text, der Hauptgewinn ist aber die Melodie und hier fallen auch die Produktionsschwächen nicht so ins Gewicht, weil die Gitarren nicht drücken müssen. „Riese & Prinz“ und es wird bitter : die Musik hat sich wieder verändert, ist härter aber nicht mehr ganz so eingängig wie bei „Mein Feind“ sondern verschrobener. Das Schlagzeugspiel ist zwar nicht mehr nur Begleitwerk sondern erschallt etwas kreativer – nur da die Produktion so übel klingt ist dies als Nachteil zu werten. Dann kommt noch ein fürchterlich kitschiger Keyboard-only Part hinzu und Melodiepassagen, die schrecklich vorhersehbar aufgebaut sind. Das schlimmste ist aber der Gesang und der Inhalt des Gesungenen : Waren die Vokals bei den beiden Vortracks gelungen und passend zur Melodie sind sie hier ab und an fehl am Platz und zu sehr im Vordergrund. Und den verschleierte Text zum Thema Kindesmißbrauch empfinde ich ganz ehrlich als störend, abstoßend und zum abgewöhnen schlecht. Nichts gegen das Spiel mit Verschleierungen über ein Thema und ja, Kinder verwenden eben nicht Sätze wie „und dann penetrierte er mich“.... is klar – aber in der Masse wirken die Märchenverschleierungen einfach nur nach Pupertäts-Männerabend im Spieleforum und die Geschichte macht mich nicht betroffen sondern wütend. Der Titelsong der CD kann wieder etwas Boden wettmachen, der Text ist zwar auch etwas gestellt aber nicht ganz so störend wie beim Vorlied. Leider versprechen Drumming und Spannungsaufbau innerhalb der Strophen einen mächtigen und herben Refrain und es folgt mehr eine Schunkelmelodie die zäh dahinfließt. Sehr schade. „Kohlenträger“ klingt nicht nur vom Titel her ungewöhnlich sondern ist textlich recht eigen und gelungen, die Melodie im Hintergrung ist dahingegen erschreckend normal und vor allem im Refrain nervt das monotone Drumming. Das abschließende „Zusammenhalt“ ist dann ein netter unbesonderer Abschluss. Ein gutes und ein sehr gutes Lied zum Beginn der Demo : so hätte es weitergehen können. Sicherlich wären Jan Dorn dann noch nicht ganz oben aber sie würden großes Interesse wecken. Die restlichen vier Lieder bewegen sich aber leider auf einem ganz anderen Niveau und ziehen den Gesamteindruck neben der Produktion einfach nur herunter. Denn bei ihnen wird klar, was bei den ersten beiden Tracks noch gut zu verschmerzen war : es fehlt einfach das Herz. Die Musik klingt kalt und eher „nur nötig“ um ein Fundament für die Texte zu bieten, der Gesang ist ab und an zu aufgesetzt und kann nicht mitreißen (denn das geht nur, wenn man als Hörer getroffen wird, sich angesprochen fühlt und miterleben kann). Die Texte selbst sind auch noch so ein Knackpunkt : ist es ja einerseits schön, daß die Band eigene Wege zu gehen versucht, so muss man leider auch einige Totalausfälle attestieren und manchmal wäre ein „normaler“ Text vielleicht doch besser und nicht so schrecklich aufgesetzt und überambitioniert. Auf der Bandhomepage und der myspace Präsenz kann man sich einen Eindruck über die Entwicklung machen, denn neue Lieder werden dort präsentiert. Und auch die Lieder der Demo finden sich hier – also macht euch einen eigenen Eindruck. Ich gebe 2,5 Punkte für 2 sehr positive Songs, das Potenzial (denn das haben sie definitiv gesanglich, instrumental (bis auf die Drums) und mit Abstichen auch textlich) und die viele Mühe, die sich die Musiker machen (sowohl auf der Homepage als auch mit den Promos).