Frankreich ist ja bekannt für außergewöhnlichen Gaumenschmaus, guten Rotwein und schrille Klamotten. Übertragen auf die Musik, stellt Jabberwock’s zweites Schaffenswerk „Sweet Limbo“, genau diese Kombination dar: Außergewöhnlich im Hörgenuss, geht jedoch runter wie ein guter (schwerer) Rotwein und schrill ist es allemal! Allein die Mischung von Electroclash, Death Rock und Punk zeugt davon, dass hier besonders viel Wert auf außergewöhnliche Klangkunst gelegt wurde. Zunächst sehr gewöhnungsbedürftig, erweist sich „Sweet Limbo“ jedoch durchaus zum Hörvergnügen erster Klasse! Denn allein schon die Stimme von Frontfrau Lena reizt durch ihre eher geschrieenen Vocals die Ohrmuscheln bis zum Anschlag. Der richtige Start in einen neuen Tag. Wer morgens verpennt oder nicht in die Gänge kommt, sollte diese Scheibe parat haben und Songs wie „Confusion“ oder auch „Faster“ einlegen. Denn spätestens nach diesen aggressiven, appellartigen Aufrufen stehen alle Haare zu Berge und man ist gewappnet für einen langen, anstrengenden Tag! Und nach dem Motto: CD rein, Regler bis zum Anschlag und einfach nur berauschen lassen, geht es mit Tracks wie „Fake“ oder „Obsolete“ auch weiter fast zur Sache. Jedoch beweist Sangesdame Lena hier, dass sie weitaus mehr drauf hat als uns einfach nur anzuschreien. Diese Stimme kann nämlich auch anders: sehr wohlklingend. Zugeben eine schräge Kombinierung, diese Vocal-Mixtur, aber gewiss etwas Neuartiges sowie vielfältig und gekonnt in Szene gesetzt zugleich! Auch Corrado am Synthesizer weiß mit seiner Fingerfertigkeit zu überzeugen. An Ideen und Kreativität fehlt es hier bei weitem nicht. Und Xavier am Bass sowie Machines, welcher für die Beats zuständig ist, wissen wie sie die vorgegebenen Vocals und Sounds passend durch ihr Zutun und Können untermalen. Krachende, wuchtige Gitarren, fette, rhythmische auf’s Tanzbein konzentrierte Beats, verzerrte, jedoch klangvolle Sounds und nicht zu vergessen die ebenso äußerst facettenreiche Stimme Lenas verpackt in 14 abwechslungsreiche Tracks lassen null Langeweile aufkommen. Eine schon fast batcave-artige Richtung gehen Songs wie „Faith“ oder auch „Repeat“. Tanzbar sowie wundervoll umgesetzt im Gesang und auch im Sound. Doch Jabberwock können auch ganz ruhig und lieb sein. Dies beweisen sie mit Songs wie „Illusions“ und „Clean“. Diese eignen sich dann wohl eher für den Feierabend ;) Wie heißt es so schön im Volksmund? „Genie und Wahnsinn liegen nah beieinander“ ... Dieses Sprichwort passt bei „Sweet Limbo“ wie die Faust auf’s Auge. Und auch das Auge kommt hier nicht zu kurz. So erinnert das Cover an die bekannten drei Affen (nichts hören, nichts sehen, nichts sagen). Dies scheint für mich die Brücke zu den Texten zu sein, welche aufgrund ihres hohen Gehalts an Zynismus und Wut verwirren und das Gedächtnis gewaltig ankurbeln. Alle Lyrics finden sich zudem im wunderbar gestalteten Booklet wieder. Fazit: Schrill, frech, schroff, bissig, angenehm anstrengend und wie ein Feuerwerk der Sinne! Ein rundes, abwechslungsreiches Album mit Weckdienst-Charakter. Aufgrund des Facettenreichtums ist für Jedermann, der für schrille Sachen Ohren hat, etwas dabei! Kompliment! Möge es diese Band endlich auch aus den französischen Clubs in die heimischen Tanztempel schaffen! Anspieltipps: „Fake“, „Faith“, „Obsolete“, „Clean“