Wenn der Musikpreis „Echo“ in der Kategorie „Produktivste Band Europas“ verliehen würde, stünde das italienisch-israelisch-deutsche Trio „Inter-Connection“ ganz weit oben auf der Nominierungsliste. Mit „Strange World“ legen die Synthpopper binnen 2 Jahren ihr nunmehr 4. Studioalbum vor, das abermals bis auf einen Bonus-Remix ausschließlich frisch komponierte Songs parat hält. Befürchtungen, das Motto „Masse statt Klasse“ hielte Einzug ins Hause I-C, können beim Hören des aktuellen Liedguts jedoch getrost als unberechtigter Pessimismus abgetan werden, zu konsistent erweist sich die Qualität der knapp 50 minütigen Reise auf dem Weg zum perfekten Popsong.

Den angesprochenen Weg beschreiten Revital Ben Hemo, Giuseppe Calandrini und René Tebbe allerdings nicht auf ausgetretenen Pfaden, sondern weisen immer wieder den Mut auf, auch abseits des durchgenudelten Soundterrains auf Ideensuche zu gehen. So gab es auf dem Vorgängeralbum „Life“ durchaus umstrittene, dennoch stilprägende Ausflüge in die moderne Elektronik: der Titel „Tie me up“ findet auf „Strange „World“ seinen inoffiziellen Nachfolger in „Head on collision“, das mit kratzigen Electroloops aufwartet, dank der hymnischen Vocals aber geschickt die Kurve zur schmissigen Dancepopnummer kriegt. Sicherlich Geschmackssache, doch für mutige Blicke über den Tellerrand wird die Band von vielen Fans eben auch geliebt. Zum Glück gibt es heuer auch für Freunde des klassischen Synthpops genügend Ohrfutter. „Opium“ und „Was it so easy“ schmecken besonders gehaltvoll, was nicht zuletzt an den tollen Refrains liegen, die eine zuvor aufgebaute Spannung gefühlvoll in entspannte Harmonien zerlegen. Textlich setzt man zudem mit „Innocent Blood“ neue Schwerpunkte – aus Sicht des Rezensenten eine gelungene Umsetzung des ernsteren, nachdenklicheren Grundtons des Albums. Kommen wir zu den High- und Lowlights der aktuell nur als Download, in Bälde aber ebenfalls via A Different Drum in limitierter Auflage erhältlichen CD.

Inter-Connection haben es bislang immer geschafft, mich mit mindestens einem Song pro Album in allumfassende Euphorie zu versetzen. Dieses Mal gelingt dies dank „On the Edge“ erneut. Unaufdringliche Akkordwechsel im Hintergrund, ein Text zwischen Optimismus und Zerbrechlichkeit, vorgetragen im perfekten Zusammenspiel zwischen Revital und Giuseppe – einsame Spitze und mit Sicherheit DER Hit des Albums, dicht gefolgt vom tanzbaren, stark gesungenen "Labyrinth". Am anderen Ende des Spektrums steht der etwas zu plakative Mutmachersong „Song for the wicked“, der leider im Chorus zu stark an nervige Stadionhymnen erinnert. Aber ein Ausrutscher kann bei der dichten Qualität der verbliebenen 11 Lieder locker verziehen werden. Das einzig Rätselhafte ist für mich jedoch die Anordnung der Tracks, da sich die Highlights in der Mitte, bzw. im letzten Drittel etwas verstecken.

Machen wir einen Strich drunter: In puncto Songwriting hat der Vorgänger leicht die Nase vorn, dafür wurde die ohnehin schon hohe Qualität beim Gesang und in der Produktion noch einmal angehoben. Dementsprechend gibt es die gleiche Punktzahl wie für „Life“ – 5 Sterne – sowie eine Hörempfehlung für all jene aufgeschlossenen Freunde angenehmer Melodien, die den Synthpop noch nicht aufgegeben haben.