In aktuellen Debatten über die Zukunft Europas mokieren sich diverse Bedenkenträger über die ausschließliche Definition der Europäischen Vereinigung als bloße Zweckgemeinschaft, die lediglich aus Gründen gegenseitiger wirtschaftlicher Zwangsverpflichtungen noch zusammenhält. Dabei wird nicht ganz zu unrecht darauf hingewiesen, dass Europa weit mehr ist als fragiles Gebilde auf monetär-basierten Wertmaßstäben. Soweit die Theorie – so unkonkret die Praxis. Um die Umsetzung der moralinsauren Worte zum Sonntag kümmert sich u.a. die Band „Inter-Connection“, eine Vereinigung dreier talentierter Musiker, die sich, wie der äußert treffende Name schon andeutet, im Internet kennengelernt hatten und noch vor dem ersten persönlichen Treffen eine CD produzierten. René Tebbe vetritt in diesem Trio die Synthpophochburg Deutschland, während Revital Ben Hemo für Israel und Giuseppe Calandrini für Italien an den Start gehen. Und, wohin werden die „Douze Points“ vergeben? Nun, gegenüber dem Debütalbum „Traces From Heaven“, welches über das russische Plattenlabel „Scent Air Records“ über Umwegen auch in hiesigen Gefilden zu erwerben ist, kann sich die enorm produktive Formation steigern. Bot der Erstling zwar eine Vielzahl interessanter Melodien, mit zunehmender Spielzeit aber nur bedingt Abwechslung, hat man beim vorliegenden „Chrome“ mächtig an der Kreativitätsspirale geschraubt. Kein Track klingt wie der Vorherige, von tanzbaren Dancepop-Songs, über housige Clubatmosphäre bis hin zu den klassischen Synthiepop-Kleinoden, ist nahezu die gesamte Bandbreite an elektronischer Popmusik vertreten. Gleich der Opener „Always The Same“ gehört zu den Highlights der CD. Die Synthies kommen mit ordentlich Hall daher, der hymnenhafte Gesang von Giuseppe verleiht dem Stück enorme Tiefe, insbesondere im Chorus geht sprichwörtlich die Sonne auf, so dass der Hörer gut gelaunt in die folgenden 13 Beiträge des Albums entlassen wird. „Believe“ an Nummer 2 betont dann die clubbigere Seite von „Inter-Connection“. Trockende Drums und geschickt eingesetzte Flächen verleihen der Komposition einen hohen Chill-Out-Faktor. Doch zum Relaxen ist keine Zeit, „Breathing Love“ lässt durch Retro-Sounds die minimalistische Seite der 80er wieder aufleben, im Mittelteil kommen bei „Bullets“ die kratzigeren, kantigeren Soundcollagen der Band zum Zuge, was mir persönlich weniger zusagt, da der Gesang reduzierter und sperriger aus den Boxen wabert. Mit dem Titeltrack findet man jedoch rechtzeitig wieder zu gewohnter Form zurück, hier überzeugt die eigenwillige Rhythmik, die vom gefühlvollen Gesang geradezu umschmeichelt wird. Weitere nachhaltig im Gehör haftende Songs sind zum Einen „Faith“, das strukturell an „Chrome“ anknüpft und bereits auf dem empfehlenswerten Sampler „We Love Synthpop“ zu Ehren kam sowie „Break Away“, welches ziemlich straight nach vorne geht, jedoch durch diverse „Breaks“ einen individuellen Charakter verliehen bekam. Am Meisten Spaß macht allerdings „Tonight“, an Position 11 leider etwas versteckt platziert. Hier knallen die modernen Synthsounds druckvoll an den Vocals vorbei, definieren eine absolut eingängige Melodie und der harmonische Chorus lässt auch den letzten Couch-Potatoe nicht mehr still sitzen. Klasse! Mehr davon! Die Bonus-Tracks und Remixe sind dagegen recht unspektakulär geraten. Vielfalt, Mut und spannender Gesang sollten aber locker ausreichen, um den einen oder anderen neugierigen Hörer zum Kauf des Albums zu bewegen. Doch Achtung, die strenge Limitierung auf 300 Einheiten verlangt umgehendes Handeln: 280 Exemplare sind bereits verkauft, die restlichen CDs sind einzig über den rechtsseitigen Link zur Homepage von „Inter-Connection“ zu bekommen.