Das erste mal aufmerksam auf die deutsche Band Inscape wurde ich Anfang 2001 durch die Single "Immer ich". Das war ein Stück so ganz nach meinem Geschmack, dichte Klangstrukturen, gemischt mit basslastigen Samples. Über allem die sehr interessant klingende Stimme des Sängers Klaus Schkalee. Es folgte der erste Longplayer, Neonsonne. Mit diesem Album konnte ich mich nun gar nicht anfreunden, alles klang im Gegensatz zu der überragenden Single "Immer ich" zu unausgereift, fast als hätte die "Neonsonne" zu schnell aufsteigen müssen. Umso erfreulicher ist für mich die neueste CD von Inscape, Lichtjahrhundert. Man merkt der Band die musikalische Weiterentwicklung an, die Arbeit an den 14 neuen Tracks hat sie deutlich voran gebracht. Die meisten Stücke klingen ausgefeilt und im Gegensatz zu dem vorangegangenen Album "Neonsonne" schlichtweg fertig. Ich muss zugeben, die Scheibe hat meinen Geschmack erst ab dem dritten anhören getroffen, einige Stücke sogar überhaupt nicht. Das liegt aber nicht an der Band, sondern an der Stimmung die dieses Album bei mir weckt. So schwebt über dem ganzen Album der scheinbare Wunsch der Bandmitglieder, Melancholie erzeugen zu wollen. Ich bin mir nicht sicher, ob sich Inscape eher dem Synthiepop oder lieber dem Gothic-Wave zugehörig wissen wollen. Und so empfindet auch der Hörer, hin- und her gerissen zwischen düsteren schweren Stücken und melodiösen Balladen. Ein übriges trägt dazu sicher die schwermütige Stimme des Sängers bei. Wer z.B. Stücke wie Skarabäus (Track 5) einem breiten Partypublikum präsentieren will, sollte keine freudestrahlende Menge erwarten. Meine persönlichen Favoriten sind Track 3, "Traumzeit", welches mich stark an frühe Kompositionen von And One erinnert. Ausserdem Track 4 mit dem eigenwilligen Titel "14.4.2001" und Nummer 12, "Scars are sexy". Die Texte sind überwiegend in deutsch gehalten, so erschliesst sich Inscapes Welt auch dem fremdsprachlich weniger geübten Hörer. Und auch hier findet sich diese gewisse Düsternis wieder, die sich durch die ganze CD wie ein roter Faden spinnt. Trotz allem gewinnt die CD durch mehrmaliges Hören an Punkten, und plötzlich passt auch die Stimme so richtig gut. Sehr hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die schön gemachte Webpage der Band (www.inscape.de). Hier kann der geneigte Hörer, neben zwei bisher unveröffentlichten Stücken in voller Länge, auch einige Kostproben des aktuellen Albums herunterladen. Das ist auch jedem Interessenten anzuraten, denn ich möchte die CD in jedem Sinne als etwas ganz besonderes bezeichnen...