Die beiden Hamburger Kera Nagel und André Aspelmeier gründeten 2003 das Projekt "incite/", welches von Beginn an auf die Kombination experimenteller elektronischer Musik mit ebenso experimentellen Graustufen-Videoprojektionen ausgelegt war. Nach 6 Jahren fleissigen Auftretens in Europa und den USA, unter anderem auch auf zahlreichen Medienkunst-Veranstaltungen, haben sie sich endlich entschlossen ein Studio-Album zu veröffentlichen, und zwar beim renommierten Dortmunder Label Hands Productions. "Mindpiercing" ist der Titel dieses Werks und bietet rhythmisch komplexen IDM, zusammengesetzt aus Störgeräuschen aus einem breitem Frequenzspektrum und verzerrten Beats. Die minimalistischen Themen der Lieder wechseln verhältnissmässig häufig, nichtsdestotrotz haben einige Stücke Ohrwurmqualitäten (bei mir vor allem T.O.O.) und der tonale Verlauf des prägenden, in jedem Lied etwas variiert vorkommenden Signatur-Geräuschs (zu dem mir gerade kein Vergleich einfällt, ausser vielleicht ein sich durch den Boden fressender Wurm in einem C64-Universum) verleiht ihnen ihren Wiedererkennungswert. Die Sounds klingen zum Teil wie digitale Artefakte, oder z.B. eine springende CD, und schieben "incite/" in Richtung Glitch. Obwohl sie stark rhythmisch ausgeprägt sind, eignen sich die Stücke nicht wirklich zum Tanzen, denn dafür gibt es meiner Meinung nach zuviele Brüche und zuwenig Steigerung. Auf der CD sind auch zwei Videos zu "Mindpiercing" und "Quantiverse" enthalten. In diesen zeigt sich die filigrane Abstimmung zwischen Bild und Ton, wobei jeder Sound und jede Variation in abstrakter Form visuell repräsentiert wird. Videos von ihren Live-Auftritten können auf der Website dieses Projekts angeschaut werden und gewähren einen Eindruck der einmaligen, emergenten Qualität dieser Kombination, was einer Einladung gleichkommt. Das Debut von "incite/" stellt den auf den akustischen Aspekt reduzierten Teil ihrer Live-Performanz dar und hinkt dieser dementsprechend hinterher. Trotzdem reicht es immer noch vollkommen aus, um zu faszinieren. Das Album ist mit einer Spieldauer von ca. 42 Minuten relativ kurz und merklich schnell vorbei, was in Anbetracht der detailverliebten Kompositionen zum mehrmaligen Hören verführt. Der Verschleiss-Effekt wird sich dabei in Grenzen halten, zumindest für aufmerksame Hörer. Aufmerksamkeit ist auch Voraussetzung für dieses Album, denn einfach wahrzunehmende Melodien oder Höhepunkte werden nicht geboten.