Seit nunmehr 15 Jahren existieren „in my rosary“ in der deutschen Musiklandschaft und halten sich konstant in den Köpfen der Menschen – zwar hat es die Band nie auf den ganz großen Erfolg angelegt aber zumindest der Projektnamen erziehlt bei Erwähnung fast immer ein erkennendes Nicken. 15 Jahre sind eine lange Zeit und auf dem aktuellen Album zeigen „in my rosary“ wofür sie stehen : Irgendwo zwischen Dark Wave und Dark/Neo Folk liegen die 16 (+3) Stücke, allerlei Ausflüge in andere Gefilde erschweren die Zuordnung, nur eines ist sicher – schön ist die Musik, romantisch und eher ruhig. Das Intro „in2“ entführt den Hörer sogleich in die Welt von „in my rosary“, synthetische Klanglandschaften, elektronisches (Vogel)Gezwitscher und fipsende Sirenen bringen den alltagsgehetzten Hörer ersteinmal runter. Man braucht Ruhe zum Genießen der guten Stunde Musik. Eine ruhige tiefe Stimme raunt dann ein paar kryptische Existenzerkenntnisse ins Mikro und der Reigen beginnt mit „bitter fall“. Das Stück wird durch Akustikgitarren getragen, erinnert Dank der Synthesizer an die romantisch-naturverliebte Stimmung aus Alben von „Death in June“ („But what ends...?“) oder „Ordo (Rosarius) Equilibrio“ und eigentlich wäre der Song auch auf lange Sicht perfekt, wenn nicht der Gesang viel zu nett und normal wäre. Die Vocals aus dem Intro, oder dem folgenden „you know nothing“ wären so viel akzentreicher gewesen. Auch wenn „in my rosary“ sich nicht gerne in Schubladen schieben lassen, aber „you know nothing“ klingt auch wieder nach einem typischen Track aus der Neo Folk Ecke – diesesmal die synth-only Variante, etwas martialischer und kälter. „Believe/Becaue“ ist ein überraschendes Rockstück mit Bässen/Loops, sehr schönes Stück. „soul tide“ kehrt anschließend wieder zurück in die romantische Folk Ecke, vor allem der Refrain weiß zu gefallen und hier passen die Vocal etwas besser zum Melodiekonzept wie noch bei „bitter fall“. Tief dröhnende Frequenzen leiten „just like you“ ein, ein poppig klingender Dark Wave Track, der an „clan of xymox“ erinnert und wieder bis auf die Vocals zu gefallen weiß. Diese sind aber vor allem in der Einleitung des Refrains derart schwach auf der Brust, daß man sich schon sehr verwundert fragt, ob das das Ziel der Macher war oder einer im Soundcheck nicht aufgepasst hat. „up“ ist ein filler, unnötig, nervig und schnell weggeskippt. Gut so, denn „uniforms“ ist ein tanzgeeigneter Pop/Wave Song, der hoffentlich in dem einen oder anderen Dj Set Platz finden wird. Sehr schöne Melodien, genügend Wumms ist auch dahinter, um den Takt zu finden – leider ist 2:19min viel zu kurz. Folk-Zeit zur Halbzeit, „a waste of pain“ ist leider auch ein a waste of time, denn der Track plätschert etwas uninspiriert dahin. „hypocrazy“ erinnert mich wieder an wavige Xymox-Zeiten, ist gelungen (aber auch nicht mehr). Mit martialischen Trommeln und akusitischen Gitarren entsteht bei „g.t.“ ein Zwiespalt zwischen den erzeugten Gefühlen, der äußerst kitschige Gesang und die Texte, die die gleichen Attribute innehalten, tun ihr übriges – wer es mag, dem wird es gefallen, mir klingt es zu sehr nach „schwer verliebt bei der Bundeswehr“. Sowohl „demo“, „dire birth“ als auch „counting clouds“ sind gelungene Songs, das Konzept des Stilwechsels nach jedem Song wird fortgesetzt. „Gezeiten“ verdient wieder besondere Erwähnung – ich kann mich bis heute nicht entscheiden, ob ich den Track im Gesamten nun gut oder schlecht finden soll : Musikalisch fast schon harter Wave, düster und treibend – äußerst gelungen. Auch ist der Text gesprochen und damit nicht so kitschig/lau wie bei einigen anderen Liedern des Albums. Aber der (auf dem Album einzige) deutsche Text ist pseudophilosophischer Schwurbel. Schade eigentlich, denn würde man die Texte einfach ändern, weglassen oder auf Suaheli singen wäre schon einiges gewonnen und „Gezeiten“ wäre einer der besten Tracks des Albums... Es folgt noch einmal „soul tide“ in einer anderen Variante (am auffälligsten ist das fehlende Schlagzeug) und Remixe älterer Songs (die mir allesamt null gefallen). Was hat der Käufer der CD suma sumarum ? Jede Menge Musik, viele Stile und insgesamt eine gelungene 15te „in my rosary“ Veröffentlichung. Für Fans des Projektes sowieso ein Pflichtalbum, alle anderen sollten zumindest Zeit zum Reinhören erübrigen – vielleicht kann „15“ überzeugen. Anspieltipps sind sehr schwer zu nennen, vor allem wegen der vielen Stilwechsel : „soul tide“, „uniforms“, „demo“ und „Gezeiten“ sollten bei der Entscheidung helfen – sie fangen die verschiedenen Stile ungefähr ein. Auf lange Sicht störe ich mich aber gerade an diesen vielen Stilwechseln von Track zu Track, denn man hat zwar zu keiner Zeit einen völligen Bruch in der Stimmung (alles ist irgendwie immer nett und etwas romantisch) aber denoch muß man sich immer wieder umstellen und neu einstellen auf das momentan Gebotene.