Implant ist zurück - mit dem nunmehr 8. Album namens "Implantology". Viel Zeit ist seit "Audio Blender" vergangen, was für Fans von Outputs des Soloprojekts des Belgiers Len Lemeire eine ziemlich lange Durststrecke gewesen sein dürfte, obwohl es eigentlich auch nur ca 2 1/2 Jahre waren. Nun gut, der Held der "Nebenher-Electro-Industrial-Techno"-Schiene ist zurück und klangmäßig... ja klangmäßig setzt er dort an, wohin er mit "Audio Blender" bereits strebte. Denn was sich mit "blend" als (ver)mischen, verschmelzen und ähnlich übersetzen lässt, findet mit der aktuellen Veröffentlichung seine Fortsetzung und ebenso festere Strukturen. Dass Implant schon immer etwas randgruppenspezifischer werkelte ist den Fans ja sicherlich bekannt. Aber ob es mit "Implantology" immer noch dieselben sein werden, wird sehr wahrscheinlich in ihrer musikalischen Offenheit begründet liegen. Ein neues Element kehrt ein: der Pop bzw. Dance. Zwar gab es mit Anne Clark und anderen Gastsängern schon Ausflüge in Gefilde, die diese geprägt haben, doch der neue allgemeine Dance-, Electro- und 80er-Charakter ist sehr stark vernehmbar. Durchaus möglich, dass sich Len nicht weiter in implantsche Ähnlichkeiten verstricken wollte und damit den Ausbruch in angrenzende Genres sucht. Und das gelingt sehr gut, zumal typische Sounds aus dem technoiden und Industrial-Umfeld immer wieder zu finden sind. Natürlich darf auch Mr. Front 242 nicht fehlen, ist er doch schon wichtiger Bestandteil ihres gemeinsamen Projekts 32Crash. Ebenso ist wieder ein ruhiger Track mit "And Then She Kissed Me" zu finden. Keine Darkwave-Nummer à la "Your World" mit Anne Clark, sondern einfach mal elektronisches Downtempo mit Psy'Aaviah. Und als Cover-Version gibt es eine gelungene Interpretation des Klassikers "Los Ninõs Del Parque". Der neue Sound als Anspieltipps: Gitarren mit Jean-Luc De Meyer "The Dive", Futurepop "Scared", 80er Italopop "We Are Noise", verdrehter Deutsch-Electro-Dancesound "Nicht Tanzen", finest Electro-Synth-Dance "All Hail To The Sound" und der Hidden Track "Y" sowie bisschen Die Form "Dropping Acid". So zwiespältig wie vielleicht die Reaktionen der Fans sein könnten, geht die des Autors eindeutig mit dem Daumen nach oben. Mehr Vielfalt, im trotzdem noch hörbaren Implant-Gewand siegt über eine beginnende mögliche Selbstkopierung.